Greenpeace: Warum wir die österreichische Klimastrategie kritisieren

Greenpeace: Warum wir die österreichische Klimastrategie kritisieren

Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher von Greenpeace Österreich, wird zum UN-Klimagipfel in Marrakesch fahren. Im Gespräch mit klimareporter.in kritisiert er die österreichische Klima-Strategie,  spricht über nordisches Öl und seine Erwartungen an die Klimakonferenz.

Autorin: Stefanie Weichselbaum, Clara Porak

klimareporter.in: Sie sind bei Greenpeace Klima- und Energiesprecher. Was sind da genau Ihre Aufgaben?

Pawloff: Intern verwenden wir den Begriff Campaigner, weil wir die Medienkampagnen leiten. Bei mir sind das dann die Klima- und Medienkampagnen. Wir planen diese Kampagnen, betreiben dort, wo es notwendig ist, Lobbying, sprechen mit Entscheidungsträgern, Stakeholdern, usw. und sind Ansprechpartner für die Medien.

klimareporter.in: Vergangene Woche haben Greenpeace und Nature & Youth Klage gegen die norwegische Regierung erhoben. Worum geht es dabei?

Pawloff: Konkret geht es hier um die 23. und letzte Lizenzrunde zur Vergabe von Ölförderlizenzen in Norwegen. Diese letzte Lizenzrunde wurde gestartet, nachdem die norwegische Verfassung um einen Paragraphen ergänzt wurde, der den nächsten Generationen eine saubere und intakte Umwelt garantieren soll. Und nachdem Norwegen als eines der ersten Länder das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert hat, welches die globale Erwärmung auf unter 2°C halten will. Würde man alle Kohle-, Öl- und Gasfelder, die heute in Betrieb sind ausschöpfen, würden viel mehr Treibhausgasemissionen entstehen, als wir emittieren dürfen. Wie passen diese Tatsachen, wie passt diese Rechtslage dazu, dass wir auf die Suche nach neuen Ölreserven gehen? Dazu kommt, dass sich zwei dieser Ölfelder in Gebieten befinden, wo sich in den letzten Jahren das arktische Eis ausgedehnt hat. Wenn es zu einer Ölpest kommen sollte, gibt es noch keine Technologie mit der man eisbedecktes Wasser von Öl befreien kann. Deshalb stellt das eine besondere Gefahr dar.

klimareporter.in: Wie sind Sie mit der österreichischen Klima- und Energiestrategie zufrieden?

Pawloff: Aus unserer Sicht gibt es derzeit überhaupt keine ernstzunehmende Strategie. Prinzipiell ist zur österreichischen Klimapolitik zu sagen, dass diese im Jahr 2015 noch auf demselben Stand war wie 1990. Trotz Kyoto-Protokoll, trotz EU-Klimaziel haben wir es hierzulande nicht geschafft, die Emissionen zu reduzieren. Österreich ist gerade dabei, eine Klima- und Energiestrategie zu entwickeln.  Umwelt- und Klimaschutzorganisationen kritisieren dabei heftig, dass man einen Prozess gestartet hat, ohne sich Ziele zu setzen. Das ist, als ob man jemanden nach dem Weg fragen würde, ohne zu wissen, wohin man will.

klimareporter.in: Was erwarten Sie sich von der diesjährigen Klimakonferenz?

Pawloff: Zwei Themen sind für uns in Marrakesch zentral: Erstens die Klimafinanzierung, die ab 2020 100 Milliarden Euro betragen soll. Zweitens geht es um die INDCs. Das sind die sogenannten „Intended Nationally Determined Contributions“, also die individuellen Maßnahmen, die sich jedes einzelne Land zum Ziel gesetzt hat. Und wie genau die aussehen ist sehr wichtig, denn in der jetzigen Form würde ihre Durchführung noch immer eine Erderwärmung von 2,7°C zur Folge haben. Das ist besser, als nicht zu tun, aber weit vom Ziel entfernt. Deshalb stellt sich die Frage, wie man von den 2,7°C auf 1,5°C kommen kann. Dafür gibt es zwei Methoden. Einerseits gibt es 5-Jahrespläne, die rechtlich verbindlich sind und immer ambitionierter werden müssen und andererseits wird es im Jahr 2018 einen Dialog und im Jahr 2023 eine Bestandsaufnahme dieser Klimaschutzpläne geben. Das heißt, es wird geschaut, wo wir gerade stehen und dann kann eventuell eine Nachbesserung erfolgen.

klimareporter.in: Hat Greenpeace schon Aktionen geplant?

Pawloff: Die wird es sicher geben, aber das wissen auch wir nicht, weil die bis zum letzten Moment geheim gehalten werden. Die Delegation erfährt nur, dass etwas passiert, aber was passiert, erfahren auch wir erst am Tag, an dem die Aktion stattfindet.