Der Kontinent der Zukunft? – Africa Day

Der Kontinent der Zukunft? – Africa Day

Ein neuer Tag, ein neuer Schwerpunkt. Der Endspurt auf der Klimakonferenz in Marrakesch (COP22) hat begonnen. Doch welche Themen stehen heute auf der Agenda? Was zeichnet den Africa Day aus und welche Innovationen können dabei im Vordergrund stehen?

Ein Blick auf den zweitgrößten Kontinent unserer Erde.

Autorin: Bernadette Dabrowa

Afrika als Staatengemeinschaft gewinnt an Bedeutung – und das in vielerlei Hinsicht. Betrachtet man den Kontinent mit über einer Milliarde Einwohner, wird klar:
Der Klimawandel betrifft alle, auch jene, die nicht in den Top-CO2-Emissionsstaaten leben.

Die Agrarkultur und die hohe Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen weisen auf die niedrige industrielle Entwicklung des Kontinents hin. Dabei haben über 600 Millionen Menschen absolut keinen Zugang zur Stromversorgung. Allein diese Tatsache lässt erahnen, welche Herkulesaufgaben vor der Weltgemeinschaft stehen.

COP21 for Africa

Auf der Klimakonferenz in Paris wurde Afrika bis 2020 eine jährliche Finanzspritze von circa 19 Milliarden US-Dollar zugesichert. Über diesen Betrag hinaus wurden weitere Finanzierungsmittel und Fonds in Milliardenhöhe garantiert.
Damit wird Afrika als einer der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Kontinente weltweit anerkannt. Allein im Jahr 2015 waren Mosambik und Malawi laut des Global Climate Risk Index 2017 unter den am meisten vom Klimawandel beeinflussten Ländern.

Klimaflucht

Was ist wenn die Flucht aus der Heimat als Folge der unerträglichen Klimabedingungen geschieht? Wenn Schwankungen des Klimas Wohnorte, Siedlungen und ganze Landstriche auf Dauer unbewohnbar machen? Dann wird die klimabedingte Migration zur Realität.
Das Horn von Afrika, die Sahelzone (zwischen Sahara und Äquator), aber auch Nordafrika gehören zu den Dürrezonen des Kontinents. Sambia beispielsweise erlebte in den letzten Jahren vermehrt ein Ungleichgewicht zwischen Regen- und Trockenzeit, was die Aussaat der Bauern immens schädigte.

Damit wird die Lebensgrundlage der Menschen bedroht. Entscheidend ist hierbei, dass der Klimawandel als Katalysator wirkt. Die Ursache liegt dann oft in mehreren Faktoren begründet. Tatsächlich flüchten die Menschen im eigenen Land oder in benachbarte Regionen.

Ein aktuelles Beispiel sind die südsudanesischen Flüchtlinge im Sudan. Die Zahl ist momentan auf 250.000 Geflohene angestiegen und circa 2.000 folgen pro Monat. In Ost-Darfur sind es seit Juni 2016 gar 47.000 (UNHCR). Unter ihnen befinden sich vorwiegend Frauen, Kinder und ältere Menschen. Sie leiden unter akutem Essensmangel, fehlender Wasserversorgung und traumatischen Erlebnissen.

Die Flucht übers Mittelmeer, die allein 1.015.078 Menschen 2015 und 327.800 Personen bisher im Jahr 2016 nutzten, kann hierbei beispielhaft herangezogen werden. Zukünftig könnte eine solche Bewegung zu einem Phänomen werden, dass dann abgesehen von Unruhen und politischen Konflikten bestehen würde.  

Epidemien – ein wiederkehrender Fluch?

Die Ebola-Epidemie war das beherrschende Thema im Jahr 2014. Diesem Virus fielen über 11.000 Menschen zum Opfer, ein bedeutender Teil davon arbeitete im Gesundheitswesen. Ihr Tod hat auch weiterhin Folgen für die allgemeine medizinische Versorgung der Regionen. Forscher sprechen hier von einer höheren Säuglings-, Mutter- und Kindersterblichkeit in der Zukunft (The Lancet) – ein typischer Dominoeffekt.  

Der „schwarze Tod“ ist vielerorts noch Realität geblieben. Die Pest wütet heutzutage am stärksten in Madagaskar, wo seit 2010 etwa 500 Menschen ums Leben kamen.

Im Kongo dagegen geht man von einer höheren Dunkelziffer aus als den 67 Toten, die im gleichen Zeitraum gemeldet wurden.

Faktum ist, dass die rasante Verbreitung von Erregern vor allem auf dem afrikanischen Kontinent gut zu beobachten ist. In der Zukunft ist auf Seiten der Forschung weiterhin Innovation und Arbeit gefragt. Längerfristig wird sowohl die Etablierung eines Gesundheitssystems als auch die Stabilisierung konfliktreicher Regionen unausweichlich sein.

Stetiges Bevölkerungswachstum

Während die Klimaflucht und Epidemien die Menschheit weiterhin fordern werden, gilt es die Bevölkerungsdichte zu beobachten. Bis zum Jahr 2100 geht man nach heutigem Stand von einer Vervierfachung der Bevölkerung in Afrika aus – das entspricht etwa 4,4 Milliarden Menschen. Damit könnte Afrika den asiatischen Kontinent in Zukunft möglicherweise sogar überholen.
Das westafrikanische Nigeria ist dabei der Spitzenreiter. Hier leben heutzutage geschätzt über 180 Millionen Menschen.

Die Lösungen von morgen – eine „grüne Zukunft“

Ein bedeutendes Thema bildet die Stromversorgung. Hier sieht man eines der größten Potenziale Afrikas. Das Projekt der Africa Renewable Energy Initiative (AREI) plant bis zum Jahr 2020 eine zusätzliche Leistung von 10.000 Megawatt bereit zu stellen. Wie? Mittels Solar- und Windenergie, aber auch Geothermie.
Und auch die Intended Nationally Determined Contributions (INDC’s) des Pariser Klimavertrags bilden den Kern weiterer Verhandlungen und Überlegungen. Darin eingeschlossen sind Maßnahmen wie zum Beispiel Frühwarnsysteme durch verbesserte Wetterobservationsstationen oder auch die Etablierung neuer Technologien aus dem Ausland.

Was sind Microgrids?  

Öl- und Gasvorräte zählten lange Zeit zu den Schätzen Afrikas, doch sogenannte microgrids stellen die Zukunft des Kontinents dar. Anstatt auf großflächige, anfällige und überlastete Stromnetze zu setzen, werden die Rufe nach regionalen und in sich geschlossenen Stromverteilungsnetzen immer lauter. Durch lokale Energieerzeugung mittels Solarkraft kann sowohl ganzjährig gespeichert als auch bei Bedarf verbraucht werden.
Die Pläne für die Zukunft sind schon längst geschrieben: Beispielsweise plant ein Unternehmen aus Dubai den Bau von drei 100-Megawatt-Solar-microgrids in Nigeria. Dort haben derzeit nur 55% der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität, wobei die Stromkosten 60-80 Mal höher sind als etwa in New York. Kap Verde gilt hierbei als Vorreiter. Auf der Insel Santo Antão wird momentan ein Dorf mit 60 Haushalten ausschließlich über diese Solarmicrogrids versorgt.

Investitionen in die Zukunft

Der Elektronikriese Philips bekundete schon während der diesjährigen COP22 sein Interesse an der Zusammenarbeit mit dem ostafrikanischen Staat Ruanda.

Das „Medina Bike“ wurde aktuell zur COP22 in Marrakesch von der französischen Firma Smoove ins Leben gerufen. Zehn Stationen und 300 Fahrräder bilden ein öffentliches Leihsystem, ähnlich wie in Wien.

Marokko errichtet zudem bis 2020 das weltgrößte Solarkraftwerk. Des Weiteren gilt seit 01. Juli 2016 ein generelles Verbot von Plastiktragetaschen.

Der Kontinent Afrika hat eindeutig verstanden, dass Solar-, Wasser- und Windkraft sowie geothermale Energie der Schlüssel für eine stabile Zukunft sind.

Die Koordination von über 50 afrikanischen Staaten und ihren individuellen Anliegen sind ein wichtiges Thema auf der COP22. Die Entwicklung der einzelnen Regionen und die Verbesserung ihres Lebensstandards betrifft unmissverständlich die Zukunft von uns allen.