Nachhaltigkeit – What?!

Nachhaltigkeit – What?!

#neueswissen für das neue Jahr.

Von dem Begriff Nachhaltigkeit hast du schon öfters gehört und nachhaltige Entwicklung ist dir auch geläufig. Doch irgendwie ist das Konzept in Gesprächen schwer vermittelbar und Dimensionen, Problemlagen und Zugangsweisen bereiten dir Kopfzerbrechen? Für das neue Jahr möchtest du dich bei Diskussionen über Nachhaltigkeit wappnen? Hier gibt´s für deine nächste Diskussion einen Nachhaltigkeitskompass, um auch in hitzigen Debatten den Überblick zu bewahren.

#1 Der Nachhaltigkeitsbegriff wurde im deutschen Raum erstmals im forst-wirtschaftlichen Kontext verwendet. Im 18. Jahrhundert war damit der Grundsatz gemeint, den Wäldern nur so viel Holz zu entnehmen, wie durch Aufforstung nachwachsen kann. Seit damals florieren zahlreiche andere Formulierungen des Begriffs. Auch aus diesem Grund leidet die Durchsetzungsfähigkeit des Leitbildes der Nachhaltigkeit im akademischen Kontext. Zum einen aus mangelnden Konsens über die Verwendung und andererseits aufgrund der Sinnentfremdung des Begriffes. (vgl. Amelung 2008)

#2 Als einer der wichtigsten politischen Ereignisse und die geläufigste Definition von Nachhaltigkeit, zählt die der Brundtland-Kommission (Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen). In dem Abschlussbericht Our Common Future von 1987, wird erklärt, dass nachhaltige Entwicklung eine ist, die „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Brundtland-Kommission 1987).

#3 Bezieht man sich auf den Grundsatz der Brundtland-Kommission wird erkennbar, dass er anthropozentrische Ansätze und intra- und intergenerative Gerechtigkeit inkludiert. Doch was meint man damit genau?

Anthropozentrische Ansätze beschäftigen sich mit der Annahme, dass der Mensch im Mittelpunkt der Veränderungen der Welt steht und so auch auf den Klimawandel einwirkt. Deshalb ist man sich nun auch im wissenschaftlichen Diskurs einig, den Menschen nicht als bloßes Anhängsel von Geschehnissen zu behandeln, sondern sein Verhalten und seine Erwartungen als grundlegend zu betrachten, um Probleme zu lösen (vgl. Schäfer 2008).

Die intragenerative Gerechtigkeit zielt auf die Berücksichtigung der menschlichen Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation ab. Der Ansatz der intergenerativen Gerechtigkeit hingegen beschäftigt sich mit der Gerechtigkeit zwischen der heutigen und den zukünftigen Generationen. Als eine Problemlage, die sich aus diesen zwei Betrachtungen entwickelt, kann der Anspruch eines global gültigen normativen Orientierungsrahmens geltend gemacht werden. Denn dieser ist dauerhaft zu entwerfen und es gilt dabei viele beteiligte Stimmen in den Diskurs zu inkludieren. Dies ist mitunter nicht immer ein Zuckerschlecken. (vgl. Amelung 2008)

#4 Um den globalen Herausforderungen gerecht zu werden verbannt der Begriff Nachhaltigkeit eindimensionale Lösungen und setzt im Gegenzug auf das Drei-Säulen-Modell der Enquete-Kommission (setzt sich mit dem Schutz des Menschen und der Umwelt auseinander). Das Drei-Säulen-Modell berücksichtigt die drei Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie gleichwertig. Auch hierbei gibt es immer wieder unterschiedliche Darstellungen, bei denen die enthaltenen Begriffe gleich bleiben:

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Abbildung: Die drei klassischen Nachhaltigkeitsmodelle

#5 Nachhaltigkeitsstrategien wiederum beruhen auf Suffizienz, Konsistenz und Effizienz. Sie bilden ein strategisches Dreigestirn.

Die Suffizienz, bei der man das Optimum vor dem Maximum bevorzugt, wurde ursprünglich als persönliche Lebenskunst verstanden. Dazu gehören Lebensweisen die weniger Konsum oder auch Zero Waste Ideen verfolgen.  (vgl. Linz 2013)

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Konsistenz wiederum beinhaltet als Grundidee, den Strukturwandel in Form von ökologischen Modernisierungen so zu verändern, dass sie wieder mit den natürlichen Prozessen verträglich werden – konkret gemeint sind hierbei die Stoffumsätze der Industriegesellschaft. Es geht dabei z.B. um technische Umweltinnovationen im Bereich Energieaufbringung, Stromerzeugung und saubere Antriebsaggregate. (vgl. Huber 2013)

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Einen ressourcenschonenden Umgang mit den begrenzten Ressourcen der Welt verfolgt die Strategie Effizienz.  (vgl. Von Weizsäcker 2013) Als strategisches Dreiergespann sind Suffizienz, Konsistenz und Effizienz innerhalb von Nachhaltigkeitsdebatten nun nicht mehr wegzudenken.

Nach all den Fakten kann festgehalten werden, dass die Bereitschaft zum Dialog, die Vernetzung und reflektiertes Handeln zielführend sind um vorsorgend agieren zu können und so zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft beizutragen – und vielleicht im nächsten Jahr mit mehr Durchblick im Nachhaltigkeitsbegriffe Dschungel.


Quellen:

Amelung, N. et al. (2008): Einstieg in nachhaltige Entwicklung. In: dies. (Hrsg.): Einstieg in nachhaltige Entwicklung Frankfurt et al.: Peter Lang (2008). 5-12.

Brundtlandt-Bericht, (1987): Veröffentlicht unter dem Brundtlandt-Bericht (1987) (Our Common Future) der World Commission on Environment and Development (WCED).

Enquete-Kommission: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/13/112/1311200.pdf (Zugriff 20.10.2018)

Huber, J. (2013): Konsistenz-schlüssig für Nachhaltigkeit. In: Leitschuh, Heike et al. (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie (2014). Stuttgart: Hirzel (2013). 55-63.

Linz, M. (2013): Suffizienz-unentbehrlich für Nachhaltigkeit. In: Leitschuh, Heike et al. (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie (2014). Stuttgart: Hirzel (2013). 44-54.

Schäfer, M. (2008): Wissenschaft, die sich den Herausforderungen der Zukunft stellt: Charakteristika der Nachhaltigkeitsforschung. In: Amelung, N. (Hrsg.): Einstieg in nachhaltige Entwicklung. Frankfurt et al.: Peter Lang (2008). 21-37.

Von Weizsäcker, U. (2013): Effizienz für Nachhaltigkeit. In: Leitschuh, Heike et al. (Hrsg.): Jahrbuch Ökologie (2014). Stuttgart: Hirzel (2013). 64-70.

Grafik:

3-Säulen-Modell:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Die_drei_klassischen_Nachhaltigkeitsmodelle.png

Brundtland – Bericht:
https://en.wikisource.org/wiki/Brundtland_Report

Bilder:

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