Streiken für’s Klima – wofür steht der Climate Strike in Wien?

Streiken für’s Klima – wofür steht der Climate Strike in Wien?
klimareporter.in Maria Angerler (c) klimareporter.in

Am 11.Jänner haben wir beim Climate Strike am Heldenplatz in Wien gefilmt und dabei auch Katharina Rogenhofer interviewt. Sie hatte zusammen mit drei anderen OrganisatorInnen des Klimastreiks die Idee, die internationale Bewegung Fridays for Future auch nach Wien zu holen. Denn „in Wien brauchen wir das auch“. Wir wollen wissen warum. Der Klimastreik jeden Freitag ist eine Kundgebung, um eine ambitioniertere Klimapolitik einzufordern. Hier das vollständige Interview, geführt von Klimareporterin Maria Angerler.

klimareporter.in: Was war deine Motivation?

Katharina Rogenhofer: Ich war zusammen mit Johannes Stangl und Philipp Wilfinger, zwei anderen Organisatoren, auf der Klimakonferenz in Katowice. Dort war Greta Thunberg auch, dieses 15-jährige Mädchen, das von der Schule streikt. Das hat uns alle so inspiriert und irgendwie mitgenommen, dass wir uns gedacht haben, in Solidarität mit ihr und weil wir eine ambitioniertere Klimapolitik fordern, wollen wir das jetzt auch in Wien machen.

klimareporter.in: Was glaubst du, kann ein Climate Strike bewirken?

Katharina Rogenhofer: Ganz viele verschiedene Sachen. Ich hoffe natürlich, dass uns die Politik hört. Die Politik ist ein ganz großer Entscheider darin, wie Klimapolitik gehandhabt wird und funktioniert. Aber wir wollen auch Menschen erreichen. Wir zeigen das hier mit dem Tea for Future, das wir heute zum ersten Mal haben. Wir wollen mit Passantinnen und Passanten ins Gespräch kommen, wir wollen mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen. Ich glaube, es gibt ganz viele Punkte, wo der Climate Strike etwas machen kann. Im Leben von Individuen, in Gruppen. Hier ist es eine Plattform; hier können alle herkommen, die CliMates, Extinction Rebellion, NGOs, politische Parteien. Wir selber fühlen uns jetzt keiner speziell zugehörig, aber diese Plattform zu schaffen für diese Initiativen, denen Klimaschutz wichtig ist, sich zu verknüpfen. Und ich glaube, da kann sehr viel passieren.

klimareporter.in: Was würdest du dir von der österreichischen Politik wünschen?

Katharina Rogenhofer: Das erste, und jetzt ist ein guter Tag dafür, weil gerade Regierungsklausur ist: Es wird eine neue Steuerreform beschlossen und es wäre ganz wichtig, eine ökosoziale Steuerreform zu haben. Das heißt zum Beispiel, eine CO2-Steuer einzuführen. Das wäre ein Anreiz für die Industrie und für Firmen, ihren CO-Ausstoß zu reduzieren, weil sie für jede Emission zahlen müssen. Und es kommt Geld in die Staatskassa, was dann verwendet werden kann, um alternative Energien auszubauen, den öffentlichen Verkehr auszubauen und leistbar zu machen. Also wir haben ganz viele politische Forderungen, aber natürlich wollen wir auch Lösungswege vorzeigen für alle Individuen, die da sind, um sich im eigenen Leben einzubringen.

„Ich glaube es ist ein ganz wichtiger Punkt, einfach gesehen zu werden und für uns auch zu zeigen: Diese Krise gibt es und es ist uns nicht wurscht.“

Katharina Rogenhofer

klimareporter.in: Das ist jetzt schon Woche 4 des Climate Strike in Wien. Was hat sich seither getan, was hat das Ganze bewirkt, welche Reaktionen hat es hervorgerufen?

Katharina Rogenhofer: In den letzten zwei Wochen sind schon ganze Schulklassen bei uns vorbeigekommen. Heute auch, weil im Parlament die Demokratiewerkstatt stattfindet und gleichzeitig auch im Naturhistorischen Museum eine Klimaausstellung ist. Da sind teilweise tatsächlich die Lehrerinnen und Lehrer vorbeigekommen mit ganzen Klassen und haben uns Glück gewünscht und gesagt, sie solidarisieren sich mit uns. Da ist viel passiert und wir kriegen immer wieder auch von Passantinnen und Passanten gutes Feedback. Ich glaube wir wachsen, es waren noch nie so viele Leute da wie heute und die Reaktionen sind gut. Wir probieren neue Formate aus und wir versuchen uns weiterzuentwickeln.

klimareporter.in: Wie reagierst du darauf, wenn dir jemand sagt: So ein Climate Strike kann überhaupt nichts bewirken?

Katharina Rogenhofer: Für mich ist ganz wichtig zu sagen, was man jetzt sieht, ist dass es jetzt überall auf der Welt diese Fridays for Future Demos gibt. Da sind SchülerInnen und Schüler, da solidarisieren sich Lehrerinnen und Lehrer auch, Studierende gehen auf die Straße. Ich weiß nicht, wie viel der Streik selbst bewirkt. Aber er bewirkt sicher, dass die Leute nachdenken, die Leute sehen das Thema öfter, es wird thematisiert in den Medien. Ich glaube es ist ein ganz wichtiger Punkt, einfach gesehen zu werden und für uns auch zu zeigen: Diese Krise gibt es und es ist uns nicht wurscht. Seht uns, kommt her und macht mit. Ich glaube, das bewirkt schon etwas.

Fridays for Future Vienna CC BY-SA

TEA FOR FUTURE
„Das ist ein neues Format, das wir testen. Wir bringen Tee her, Stühle, Sitzgelegenheiten, schöne Tischchen, um Leute einzuladen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Für uns war das der logische nächste Schritt von einem Streik, wir zeigen das Problem auf, aber wir wollen auch ins Gespräch kommen. Wir sind nicht alleine hier, wir wollen Passantinnen und Passanten ansprechen, vielleicht in weiterer Folge auch Politikerinnen und Politiker zu einem direkten Gespräch einladen, weil es uns wirklich um eine konstruktive Plattform geht, darüber zu reden, zuzuhören, zu schauen, wie Leute an Klimawandel und Umweltthemen herangehen, ist das in ihrem Leben überhaupt wichtig. Was bringen sie so an den Tisch, und gemeinsam Tee zu trinken – das ist einfach angenehm in der kalten Jahreszeit.“

klimareporter.in: Ganz kurz, hast du noch einen Call to Action, eine Botschaft, die für dich ganz wichtig ist, die du gerne an die Öffentlichkeit bringen möchtest?

Katharina Rogenhofer: Ganz wichtig für mich ist, dass jeder und jede einen Unterschied machen kann. Hier sind Menschen, die fotografieren und diese Bilder ins Netz stellen. Das ist wichtig. Es gibt Menschen, die das in die Medien tragen, so wie ihr das macht. Es gibt politische Parteien, die sich mit uns solidarisieren und das an die Öffentlichkeit bringen. Man muss nicht streiken gehen, wenn einem das nicht angenehm ist. Dann kann man NGOs beitreten, man kann politische Parteien wählen, denen Umweltschutz wichtig ist. Es gibt ganz viele Ausgangspunkte und ich glaube, das ist mein wichtigster Punkt: jeder und jede kann da etwas beitragen.

Fridays for Future CC BY-SA

Katharina Rogenhofer ist eine Klimaaktivistin und Umweltjournalistin. Sie studierte Biodiversitätsforschung und Naturschutz an der Universität Oxford, arbeitete danach bei der Klimarahmenkonvention der UN und war zuletzt in Katowice beim Klimagipfel. Nach der Konferenz beschloss sie gemeinsam mit zwei Kollegen FridaysForFuture in Österreich zu starten.

Den Zusammenschnitt aller Interviews vom Climate Strike findest du hier auf unserer Facebook-Seite:

(Galerie: behind the scenes am Heldenplatz)

Mehr zu Fridays for Future gibt’s hier auf ihrer Facebook Seite @FridaysforFutureVienna!

Mehr Fotos vom Streik findest du hier.