Weltrisiko Klimawandel – packen wir es?

Weltrisiko Klimawandel – packen wir es?
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2018 war das Jahr der historischen Waldbrände, anhaltenden Überschwemmungen und ansteigenden CO2-Emissionen, so Alison Martin von Zurich Insurance. Und 2019? Laut Versicherungsgesellschaft Munich RE haben Naturkatstrophen und Extremwetterereignisse 2018 sogar 160 Milliarden Dollar Schäden verursacht, 2019 sollen es mehr sein.

Der vor 10 Tagen vom Weltwirtschaftsforum vor der Zusammenkunft in Davos veröffentlichte Weltrisikobericht (Global Risks Report 2019) legt die größten Risiken für 2019 dar. Klimawandel und Umwelt führen dabei, gefolgt von Cyberangriffen, Arbeitslosigkeit und zwischenstaatlichen Konflikten. Um welche Risiken geht es genau und was gehen sie uns an?

Risiko Nr.1 : Extremwettereignisse und Versagen von Klima-Maßnahmen

Die größten Risiken nach Eintreffwahrscheinlichkeit sind Extremwetterereignisse wie Stürme und Überschwemmungen sowie Meeresspiegelanstieg, ein Versagen in Klimaschutz und Klimawandelanpassung und Naturkatastrophen wie Erdbeben und Tsunamis. Fast gleich danach folgen menschgemachte Schäden wie Ölkatastrophen, erzwungene Migration, schwerwiegende Biodiversitätsverluste und Zusammenbrpüche von Ökosystemen sowie Wasserkrisen. Extremwetterereignisse und Klimawandel sind insgesamt Weltrisiko Nr.1, denn sie treffen mit Sicherheit ein und haben gleichzeitig massive Auswirkungen.

Die ärmsten Länder sind besonders gefährdet, denn der Reichtum entscheidet stark mit, wie viele Menschen bei Katastropenereignissen überleben. Katastropenrisiken sind also ungleich verteilt und betreffen vor allem ärmere Staaten in Ozeanien, Asien und Mittelamerika. Dürren wurden wie andere Extremwettererignisse durch den Klimawandel global intensiviert, sind in Europa aber momentan noch weniger spürbar.

Umweltrisiken sind komplexer als man denkt

Laut dem Bericht sollen Risiken für Gesellschaft, Umwelt und Gesundheit zusammenhängend gedacht werden, da Umweltrisiken wie Meeresspielanstieg Herausforderungen für Städte darstellen, ihre Infrastruktur anzupassen und unter anderem die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu sichern. Kritische Infrastruktur ist gerade weltweit unterfinanziert, dabei intensivieren mangelnde Verkehrsinfrastruktur, Stromversorgung, sauberes Trinkwasser sowie Krankenhäuser Umweltrisiken.

Mit Zukunfts-Shocks Weltrisiken angehen?

Der Bericht soll ein Leitfaden für die zentralen Fragen von 2019 sein. Die Kapitelüberschriften wie „Fight or Flight“ und ein Fokus auf 10 theoretische Zukunftsszenarien – Future Shocks – wie Wetterkriege (Weather Wars), absichtliche Unterbrechung der Nahrungsversorgung (Against the Grain) und Wasserkrisen in Großstädten (Tapped Out) zeichnen eher ein Bild von apokalyptischen Möglichkeiten über die diesjährigen Risiken hinaus. Ob dies hilft, „über Risiken kreativ nachzudenken“ ist fraglich.

Privatjets und Rhetorik in den Schweizer Alpen

Die Diskussionen beim Weltwirtschaftsforum standen heuer unter dem Motto „Globalisierung 4.0: Auf der Suche nach einer globalen Architektur im Zeitalter der Vierten Industriellen Revolution“. Mehr als 3000 TeilnehmerInnen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft reisen dafür in die Schweizer Alpen – viele mit dem Flugzeug. Dieses Jahr wurde ein Rekord an privaten Flügen nach Davos erwartet. Kritik kam nicht zuletzt von der 16-jährigen Klima-Aktivistin Greta Thunberg, die aus Schweden mit dem Zug zum Forum anreiste: „I think it is insane that people are gathered here to talk about the climate and they arrive here in private jet.“ Demonstranten, auf 150 beschränkt, gingen in Davos für Klimaschutz, Chancengleichheit und Tierschutz auf die Straße.

„Some people say we are not doing enough to fight climate change. That is not true, because to not do enough, you have to do something, and the truth is that we are basically not doing anything.“  – Greta Thunberg in Davos

Beherrschendes Thema war die globale Konjunktur und die Befürchtung um die Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums, nicht Klimawandel. Nach einer Aussage des Chefs der Beratungsfirma Roland Berger steht gerade Europa vor einer strukturellen Krise. Wurden dazu Lösungen diskutiert? Der rechtspopulistische Präsident Brasiliens, Bolsonaro, beschwichtigte eher als Eröffnungsredner, er werde „in Harmonie mit der Welt“ die CO2-Emissionen reduzieren sowie dass Entwicklung und Umweltschutz harmonisiert werden müssen. Währenddessen hat er in seiner Wahlkampagne die Unterstützung der brasilianischen Agrarlobby erhalten, bis jetzt Maßnahmen gegen Entwaldung blockiert und dem von der Agrarlobby kontrollierten Landwirtschaftsministerium die Kontrolle über die Regulierung der Schutzgebiete von Indigenen übertragen.

Wer soll denn nun die Welt retten?

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Steigende geopolitische und geoökonomische Spannungen als einige der dringendsten Risiken weltweit werden internationale Zusammenarbeit zum Klimawandel voraussichtlich nicht erleichtern. Laut Klaus Schwab, Gründer und Executive Chairman beim Weltwirtschaftsforum, liegt der Weg zu einer Welt unter 1,5C-Erwärmung darin, neue Allianzen zwischen öffentlichem und privatem Sektor zu schmieden und nennt die Alliance of CEO Climate Leaders als Vorzeigebeispiel. Er argumentiert, dass Technologien 4.0 auch Transparenz, Echtzeit-Berichterstattung und Kontrolle zur Umsetzung von Klima-Maßnahmen ermöglichen. Das heute zu Ende gehende Davos-Forum hat die Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit in diese Richtung jedenfalls nicht bestätigt.

Hoffnung gibt aber die Gemeinschaft von jungen, engagierten Menschen, die vom Weltwirtschaftsforum gegründet wurde – die Global Shapers. Ob die Stimme einer ausgewählten Gruppe von ihnen in Davos gehört wurde sei dahingestellt. Sie schaffen jedenfalls Veränderung weltweit durch ihr Engagement von Bildungsarbeit bis zu Umweltschutz oder Energieversorgung entlegener Regionen. Die Eindrücke des Wiener Global Shapers Francis Rafal an 4 Tagen können auf Die Presse nachgelesen werden. Die starke Rolle einer kritischen Zivilgesellschaft scheint entscheidender denn je, um die Führung zu übernehmen und die Welt wenigstens ein klein bisschen zu retten.

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Titelphoto: Joey Banks on Unsplash

Mehr Infos

Der gesamte Bericht: http://www3.weforum.org/docs/WEF_Global_Risks_Report_2019.pdf

Quellen

https://www.insurancejournal.com/news/national/2019/01/17/515149.htm
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/weltrisikobericht-zu-umweltkatastrophen-welche-laender-am-meisten-bedroht-sind-a-1239163.html
https://www.weforum.org/agenda/2019/01/globalization-4-0-will-help-us-tackle-climate-change-here-s-how/
https://www.independent.co.uk/environment/davos-2019-private-jets-climate-change-world-economic-forum-summit-attenborough-a8742681.html
https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/standardduestere-stimmung-in-davos/story/27687497
https://www.weforum.org/agenda/2019/01/globalization-4-0-will-help-us-tackle-climate-change-here-s-how/
https://www.theguardian.com/world/2019/jan/22/jair-bolsonaro-alarms-environmental-activists-with-pro-business-speech
https://www.thelocal.se/20190124/swedish-teen-climate-activist-in-davos-its-time-to-get-angry
https://www.srf.ch/news/wirtschaft/rund-100-teilnehmer-in-davos-die-wef-proteste-werden-immer-leiser
http://www.news.de/wirtschaft/855740152/risikobericht-vom-weltwirtschaftsforum-global-risks-report-wef-warnt-vor-risiken-aus-klimawandel-datenbetrug-handelskonflikt/1/