Klimareporterin Paula Trepczyk studiert dieses Wintersemester an der Uppsala Universitet in Schweden. Ein erster Erfahrungsbericht über das Auslandssemester.
Möchtest du einmal im Ausland studieren? Neue Leute kennenlernen, Erfahrungen sammeln? Ich kann dir eines sagen: Mach es.
Ich hab meine Koffer im August gepackt und bin nach Uppsala, Schweden gereist. Die ca. 70km nördlich von Stockholm gelegene Universität hat ein Partnerprogramm mit der BOKU, wo ich bei CEMUS – The Centre for Environment and Development Studies – zwei Kurse besuche.
Die Kurse sind 7,5 und 15 ECTS groß (ja, ich war ein bisschen erschrocken) und folgen dem Prinzip der „student-led education“. Sprich: Nicht ProfessorInnen entscheiden von oben herab was gelehrt wird, sondern Studierende fragen an, was sie lernen möchten. Dann arbeiten sie gemeinsam mit ForscherInnen, UniversitätsadministratorInnen und NGOs zusammen, um einen idealen, aktuellen, transdisziplinären Lehrplan zu erstellen.
In „Global Challenges and Sustainable Futures“ diskutieren wir die Grundlagen: Was sind globale Herausforderungen? Was ist „nachhaltig“ – ökologisch, ökonomisch oder sozial? Keynotes von bekannten Persönlichkeiten geben uns Inspiration bei den schwierigen Themen: Ein UN-Mitarbeiter, Alan AtKisson, der die Sustainable Development Goals mitverhandelt hat und während dem Vortrag darüber singt (hier zum Song „We love the SDGs“); oder Rob Hopkins, der unter anderem auch im Film „Tomorrow“ über Transition gesprochen hat.
In „Global Economy“ besprechen wir verschiedene wirtschaftliche Theorien, die es statt dem derzeit vorherrschenden Neoliberalismus gibt und welche mit dem Klimawandel vereinbar sind. Kevin Anderson, ein Gastvortragender aus England der mit dem Zug anreist um CO2 einzusparen; Amiera Sawas eine syrische Klimaflüchtlings-Forscherin deren Familie selbst aus Syrien flüchten musste; oder Åsa Malmström Rognes, eine ehemalige in China lebende Börsenmaklerin, die jetzt lieber Wirtschaftskrisen studiert und diese verhindern möchte: Alle haben in dem Kurs eine Plattform, um ihre Ergebnisse der jüngeren Generation vorzustellen.
Die Kurse laufen noch bis Mitte Dezember – ja ich bin vor Weihnachten mit dem Semester fertig, bestes Geschenk! – und doch habe ich schon einiges gelernt:
Hier treffe ich auf viele Studierende aus verschiedenen Ländern und Studienrichtungen: Nicht jede/r wusste sofort was COP23 ist, ich kannte dafür NETs (Negative Emission Technologies – Technologien, die CO2 abbauen sollen) nicht. Ich wusste nicht womit der einzelne Australier zu kämpfen hat, ich konnte erklären was der Verlust der Gletscher in Österreich bedeutet. Wir erklären uns alle gegenseitig unsere verschiedenen Erfahrungen und Ansichten, und lernen gemeinsam Neues.
Die Tatsache Menschen der ganzen Welt zu treffen, alle mit dem gleichen Ziel, nämlich den Klimawandel zu verhindern, ist unbezahlbar.
Jede/r Studierende in dem Kurs hat einen anderen Hintergrund, sei es die Kultur, Studium, Sprache, Religion oder sonst was.
Jede/r hat eine Regierung, die nicht genug gegen den Klimawandel unternehmen will: Australien, Spanien, USA, Japan, Mexico, Österreich und viele mehr.
Und egal wie unterschiedlich wir in dem Kurs sind: Wir wollen die Welt verändern.
Das motiviert unheimlich. Weil wir sind einfach die, die mit dem emittierten CO2 des Wirtschaftswachstums in den 70ern leben müssen. Wir sind vielleicht die, die bei der UN-Klimakonferenz die Verhandlungen führen werden. Weil wir sind die Generation von morgen, und wir ziehen an einem Strang.