„Day Zero“ in Kapstadt

„Day Zero“ in Kapstadt

Jeden Sommer gehen in Kapstadt die Grundwasserreserven zur Neige. Während meiner Reise durch Südafrika kam ich nicht umhin, mich mit der wertvollsten Ressource unseres Planeten auseinanderzusetzen.

Als ich im Februar 2017 für meine Masterarbeit nach Südafrika reiste, hatte ein eisiger Winter Österreich in seinen Händen, in Südafrika traf ich allerdings auf einen äußerst heißen Spätsommer. Auf meinem Weg durch das Land begegneten mir die unterschiedlichsten Menschen, Tiere und Landschaften. Alle haben sie eine eigene Geschichte zu erzählen. Eine dieser Geschichten ist die der sich jährlich wiederholenden Wasserknappheit in Kapstadt. Gemeint ist hierbei der „Day Zero“, an dem Kapstadt das Wasser ausgeht. Doch beginnen wir von vorne.

Menschen und Wasser

Menschen bestehen zu ca. 80 % aus Wasser. Deshalb ist Trinken lebensnotwendig, eben unumgänglich. Zusätzlich dazu benötigen wir Menschen mehrere Liter Wasser pro Tag für Körperhygiene und für die Essenszubereitung. Eine Person in Österreich kommt täglich auf insgesamt zirka 130 Liter. Dabei muss man bedenken, dass man hierzulande das Privileg genießt, überall Zugang zu Trinkwasser aus der Leitung zu haben. Während ich mir zuhause also jederzeit problemlos ein Glas kaltes, klares Wasser einschenken kann, ist das Leitungswasser in anderen Ländern oft chloriert oder erst gar nicht trinkbar. Wie wertvoll der Zugang zu Trinkwasser, oder wie ich es gerne nenne, flüssiges Gold, ist, wird mir daher bei jeder Reise ins Ausland aufs Neue bewusst.

Kapstadt und Wasser

Als ich also in Südafrika ankam, bemerkte ich neben meinen üblichen Wasserüberlegungen, wann, wie und wo ich zu Wasser komme, dass vor allem in Kapstadt in Hostels überall auf Schildern auf die Notwendigkeit von Wassersparsamkeit aufmerksam gemacht wird. Angespornt davon, erfuhr ich in Gesprächen mit Einheimischen, dass Wasser in Südafrika und vor allem in Kapstadt jedes Jahr am Ende des Sommers zur Mangelware wird. Zum einen liegt das daran, dass die Dürreperioden, bei denen kein Regen fällt, immer länger werden und Auswirkungen des Klimawandels sind. Aber zum anderen auch daran, dass die Wasserinfrastruktur Kapstadts sanierungsbedürftig ist. Sollten die Wasserreserven der Großstadt tatsächlich versiegen, hätte das fatale Folgen für die Bevölkerung.

Bis jetzt konnte der „Day Zero“ noch immer rechtzeitig durch erhöhte Wassersparsamkeit in Dürreperioden abgewendet werden. Dafür hat die Stadt Wasserrestriktionen erlassen. Im Jahr 2019 trat eine neue Regelung in Kraft, die besagt:

„Ab 1. März 2019 gelten geänderte Wasser-Beschränkungen der Stufe 3. Das Tageslimit pro Kopf beträgt höchstens 105 Liter pro Tag.“

Wasserrestriktion, City of Cape Town

Da sich die Gefahr des „Day Zero“ jedoch jedes Jahr wiederholt, scheint es so, als würde der Wille seitens der Regierung fehlen, sich ernsthaft mit der Thematik auseinanderzusetzen und an nachhaltigen Lösungskonzepten zu arbeiten.

Gut zu wissen, dass es dennoch seitens der Zivilbevölkerung nicht an Humor und innovativen Methoden fehlt. So stand in den Hostels, die ich besuchte, in der Dusche ein Kübel. Er fing das Duschwasser auf, das dann zum Putzen benutzt werden konnte. Ein Zettel im Bad führte neben dem Aufruf, kürzer zu Duschen an, dass freundschaftliches zusammenduschen auch Wasser spare. Auch bei Toilettenbesuchen galt:

„Is it yellow let it mellow, is it brown flush it down“.

Hostel Aushang

Maßnahmen wie diese weisen auf die Dringlichkeit des Problems Wasserknappheit in Kapstadt hin.

Quelle:

http://www.capetown.gov.za/Family%20and%20home/residential-utility-services/residential-water-and-sanitation-services/make-water-saving-a-way-of-life

http://www.wasserwerk.at/home/alles-ueber-wasser/verbrauch