Eeh! Ab in den Süden… [Gastkommentar]

Eeh! Ab in den Süden… [Gastkommentar]

…der Sonne hinterher! Obwohl die Sonne bei uns mittlerweile genauso stark scheint, wie im heiß geliebten Süden, freuen wir uns doch im Sommer dem Alltag zu entkommen und die Seele in fremden Städten oder an fernen Stränden baumeln zu lassen. Aber… wie kommen wir so „emissionsniedrig“ wie möglich an unser Ziel? 

Diese Frage haben meine Schwester Kathi und ich uns gestellt, als es darum ging unseren Sommerurlaub zu buchen:

Das Ziel: Bordeaux, Frankreich. Zeit: viel. Geld: wenig. Typische Studentinnen halt. 

Die Idee den Zug zu nehmen, kam als erste auf, da wir ja die Zeit hätten und somit auf der Strecke viel CO2 sparen könnten, auch wenn der Flug natürlich kürzer wäre. Jedoch auf Kosten der Umwelt.

Ich war allerdings schon nach den ersten Google-Suchen sehr enttäuscht: Erstens ist es unheimlich schwierig, sich alle notwendigen Zugverbindungen herauszusuchen, da das Angebot relativ undurchsichtig ist. Zweitens sind der Zeitaufwand, vor allem aber die Kosten für jemanden, der keine Million am Konto hat, untragbar. Es scheitert an den kostenungünstigen Angeboten. Und drittens zeigt sich ganz deutlich, dass Flüge mit ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis derzeit leider die effizienteste Möglichkeit darstellen, sich auf der Strecke Wien-Bordeaux fortzubewegen. 

So schnell wollten wir allerdings nicht aufgeben, und daher gingen die Recherchen weiter – leider ohne zufriedenstellendes Ergebnis. Wir haben begonnen Preise zu vergleichen: Wer sich schon mit Zugverbindungen beschäftigt hat, weiß, dass es teuer sein kann, beim Reisen auf die Umwelt zu achten. Für uns hieße die preiswerteste Verbindung zwischen Wien und Bordeaux, mehrmaliges Umsteigen mit einem langen, uneingeplantem Aufenthalt in Deutschland. Und das um 173,30€ pro Person. Eine andere Möglichkeit würde 15 Minuten zum Umsteigen vorsehen, was bei ein paar Minuten Verspätung bedeuten würde, dass man den Anschlusszug verpasst und ein neues Ticket kaufen darf – nicht gerade der Sinn von „preiswert“. Wenn man luxuriös in der 1. Klasse reisen möchte, muss man natürlich mit Preisen um 380,40€ rechnen. 

Wenn der Flug, der nur ein paar Stunden braucht, hingegen nur 60€ kostet, kommt es zu einem unangenehmen Gewissenskampf. 

Trotz des guten Ausbaus des europäischen Bahnnetzes fehlt es also an einer preiswerten, attraktiven Möglichkeit auf das Flugzeug zu verzichten. Wien ist eine Weltstadt mit vielen Verbindungen in den Westen, wieso sind also die Möglichkeiten für eine durchschnittliche Privatperson so mangelhaft?

Natürlich ist das hier ein Luxusproblem: Muss ich unbedingt ins Ausland fahren, um Urlaub zu machen? – Nein, ich könnte auch mit meiner ÖBB Vorteilscard Jugend um 27,90€ nach Klagenfurt an den Wörthersee fahren. Wenn ich aber ins Ausland fahren will, wird das öffentliche Verkehrssystem mit seinen begrenzten Möglichkeiten zum Konsumentenproblem. Und wo wir doch schon beim Preise-Vergleichen sind, muss man festhalten, dass auch hier Hin- und Rückfahrt mit dem Zug fast so viel, wie ein Flug nach Bordeaux kosten würde.

Worauf ich hinaus will, ist, dass das europäische öffentliche Verkehrssystem gerade – im Gegensatz zum Flugverkehr – politisch zu wenig gefördert wird. Privatpersonen wie ich können zwar klimapolitischen Druck auf die Entscheidungsträger*innen aufbauen, dennoch stellt derzeit das Flugzeug die attraktivere Wahl dar – für die Geldbörse, nicht für das Klima. 

Aufgrund der hohen Kosten für Zugfahrten, einiger Ausfälle oder Störungen des Netzes und der Zeitintensität kann das umweltfreundlichere Verkehrsmittel leider derzeit nicht gegen das Fliegen ankommen. Was nun? 

Wir kennen doch alle das Sprichwort „Der Kunde ist König“ und das trifft auch in diesem Fall zu: Wir haben als Konsument*innen trotzdem die Macht und die Verantwortung Veränderungen hervorzurufen. Daher würde ich persönlich empfehlen, diese Macht auszunutzen und (auch wenn es unbedeutend erscheint) immer wenn es möglich ist, den Zug zu nehmen, und nur zu fliegen, wenn es nicht anders möglich ist, und man viel Zeit an einem Ort verbringt, damit es sich sozusagen „auszahlt“. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, CO2 Ausgleichszahlungen zu tätigen, die einen brauchbaren Ansatz darstellen, die Emissionen zu vergüten. Bei „atmosfair“ zum Beispiel werden die Emissionen der Flüge, Kreuzfahrten etc. berechnet, verglichen und ein Spendenvorschlag geliefert, der den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützt. In unserem Fall wären dies tatsächlich nur 19€ zur Kompensation von 793kg CO2 (!) auf dem Flug von Wien nach Bordeaux.[5]  Unglücklicherweise verschwinden diese Emissionen durch Zahlungen nicht so einfach wie andere Probleme, allerdings stellen sie eine sinnvolle Alternative dar, um klimafreundliche Projekte zu unterstützen und eventuell sein schlechtes Gewissen zu entlasten. 

Für meine Schwester und mich wurde die Urlaubsbuchung diesen Sommer daher zur Klimafrage, und ich hoffe auch einige von euch überlegen sich bei der nächsten Urlaubsbuchung, ob sich der Billigflug tatsächlich rentiert, oder ob wir nicht alle unsere Entscheidungen überdenken und optimieren könnten, während wir für befriedigende klimapolitische Maßnahmen stimmen. 

Autorinnen: Magdalena & Katharina Doppelbauer, CliMates Austria

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