Elektroautos und Busspuren – Ziemlich schlechte Freunde

Elektroautos und Busspuren – Ziemlich schlechte Freunde

Anfang Oktober hat die Regierung ein Maßnahmenpaket beschlossen, welches den Anteil der E-Mobilität in Österreich steigern soll. Eine dieser Maßnahmen ist die Öffnung von Busspuren für Elektroautos. Was auf den ersten Blick vielleicht wie eine gute Idee aussehen mag, entpuppt sich auf den zweiten Blick doch eher als kontraproduktiv.

Eines ist klar, gerade in Ballungsräumen muss der CO2-Ausstoß durch Individualverkehr in Zukunft drastisch reduziert werden. Ein möglicher Schritt in die richtige Richtung ist dessen Elektrifizierung. Noch immer ist die Stadt Wien voll von CO2 spuckenden Verbrennern, in denen im Schnitt 1,2 Personen sitzen. Was es braucht, um Autofahrer von einem Umstieg auf Elektroautos zu überzeugen: Anreize.

Kein „Luft-100er“ für Elektroautos, Bevorzugungen beim Parken sowie die Freigabe von Busspuren: Mit diesen Maßnahmen will die Regierung genau diese Anreize nun schaffen. Die Stadt Wien möchte eine Öffnung ihrer Busspuren für E-Autos allerdings nicht kampflos hinnehmen. In einem solchen Fall will Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) die Maßnahme notfalls mittels einer Änderung der StVO durchsetzen.

Experten befürchten Verzögerungen

Was würde nun aber passieren, wenn E-Autos die Busspuren Wiens bevölkern würden? Für die 1,2 Personen im Inneren des Autos würde es wohl eine Zeitersparnis darstellen – für die bis zu 100 Personen im Inneren eines Gelenksbusses würde es allerdings das genaue Gegenteil bedeuten. Viele Ampeln bevorzugen Linienbusse, die über eine Busspur fahren, mit Autos vor dem Bus wäre dies in Zukunft aber nicht mehr möglich.

Laut Angaben der Wiener Linien werden jährlich 200 Millionen Fahrgäste in fast 130 Buslinien transportiert. Wer Wien kennt, weiß, dass Busspuren einen vergleichsweise hohen Anteil der Verkehrsflächen einnehmen. Würden diese nun für Elektroautos freigegeben, müssten 200 Millionen Menschen im Jahr mit Verzögerungen rechnen. Natürlich sollte E-Mobilität weiter gefördert werden, doch das sollte bestimmt nicht auf dem Rücken des öffentlichen Verkehrs passieren. Generell kann eine nachhaltige Wende nur erzielt werden, wenn der Individualverkehr in Zukunft stark eingeschränkt wird.