EU: Neue Strategie für die Anpassung an den Klimawandel

EU: Neue Strategie für die Anpassung an den Klimawandel

Brüssel | Hitzewellen, Dürren, Waldschäden, Meeresspiegelanstieg – Die Auswirkungen der Klimakrise sind weltweit zu erkennen. Die Europäische Kommission nahm am vergangenen Mittwoch eine neue Strategie für die Anpassung an den Klimawandel an, die helfen soll, die EU auf die unvermeidbaren Folgen der Klimakrise vorzubereiten und erwartete Milliardenschäden einzugrenzen.

Laut Exekutiv-Vizepräsident Frans Timmermans, seinerseits für den EU-Green-Deal zuständig, zeige die Corona-Krise, welche verheerenden Folgen eine unzureichende Vorbereitung haben kann. „Gegen die Klimakrise gibt es keinen Impfstoff, doch wir können sie trotzdem bekämpfen und uns auf ihre unvermeidbaren Auswirkungen vorbereiten. Die Auswirkungen des Klimawandels sind sowohl innerhalb als auch außerhalb der Europäischen Union bereits zu spüren.“

Langfristig verfolgt die EU die Vision, bis 2050 zu einer klimaresilienten und an die Klimakrise angepassten Gesellschaft zu werden. Zusätzlich zu dem Ziel, bis Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden, soll die Strategie die Anpassungsfähigkeit der EU stärken und ihre Anfälligkeit auf Auswirkungen der Klimakrise verringern.

Verbesserung des Wissenstransfers als Schwerpunkt

Die Strategie baut auf der Anpassungsstrategie von 2013 auf und umfasst mehrere Maßnahmen: Zum einen soll die Wissens- und Austauschplattform Climate-ADAPT zur zentralen europäischen Plattform ausgebaut werden. Zudem soll die Anpassung an Klimaveränderungen systemischer erfolgen, indem sie von der EU auf allen Entscheidungs-, Gesellschafts- und Wirtschaftsebenen gefördert wird.

Das Strategie-Papier listet konkrete Maßnahmen auf, die bisher nur unzureichend umgesetzt wurden und daher nachgeschärft werden müssen. Dazu gehört u.a. die Schaffung neuer Grünflächen, um Hitzewellen besser entgegenzuwirken. Kanalisationen sollen ausgebaut und besser für Überflutungen gerüstet werden. In der Land- und Forstwirtschaft will die Kommission u.a. die Erzeugung und Verbreitung von Saatgut für Pflanzen vorantreiben, die besser an das neue Klima angepasst sind.

Grüne und Umweltorganisationen kritisch

Aus Sicht der Grünen im Europaparlament ist die Strategie zur Klimaanpassung dringend nötig, aber enttäuschend. „Die Suche nach etwas Konkretem wird zur Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, kritisiert der Europaabgeordnete Michael Bloss. Der Naturschutzbund Deutschland begrüßte in einer Pressemitteilung zwar, dass die Strategie naturbasierte Ansätze wie die Renaturierung von Ökosystemen (z.B. Feuchtgebiete) berücksichtigt. Dennoch bleibe eine wirkliche Verbindlichkeit, etwa zur Priorisierung von Anpassungsmaßnahmen, leider aus. Auch das Climate Action Network bemängelt, dass es keine bindenden Zielmarken gibt.

Enorme wirtschaftliche und gesundheitliche Schäden durch Klimakrise

Schon heute nehmen die wirtschaftlichen Verluste durch klimabedingte Wetterextreme zu. Mehr als 12 Milliarden Euro pro Jahr betragen diese Verluste allein in der EU. Steigen könnten die Verluste auf mindestens 170 Milliarden Euro, sollte sich die Erde um 3 °C erwärmen. Zudem leidet die Gesundheit der Menschen in Europa unter der Klimakrise, wenn etwa Hitzewellen zunehmen. Die Hitzewelle von 2019, bei der Europa 2.500 Todesfälle zu verzeichnen hatte, war in dem betreffenden Jahr die Naturkatastrophe, die weltweit die meisten Todesopfer forderte. Mit den Wetterextremen nehmen auch in der EU Waldbrände, Dürren und Wirbelstürme zu. Ebenso gehört die Ausbreitung von Borkenkäfern in Mittel- und Osteuropa zu den Folgen des Klimawandels, die bereits heute spürbar sind.

Angekündigt hatte die Europäische Kommission die neue Anpassungsstrategie in ihrer Mitteilung über den europäischen Grünen Deal. Auch bei der COP26 kommenden November in Glasgow wird die Anpassung ein wichtiges Thema sein. Grundlegend für die neue Anpassungsstrategie ist auch das vorgeschlagene Europäische Klimagesetz, das derzeit geprüft wird. Die das Gesetz betreffenden Verhandlungen zwischen EU-Parlament und den Mitgliedsstaaten sollen im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden.

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