Fast-Fashion vs. ethische und klimafreundliche Mode. Der ewige Kampf zwischen unserem schlechten Gewissen und dem leeren Geldbeutel. Eine Problematik, die eine große Gruppe der Bevölkerung begleitet. Wir berichten über eine interaktive Ausstellung, die die Frage danach, was tatsächlich “un-tragbar” ist, beantwortet.
Wie die Modeindustrie die Erderwärmung befeuert
Laut einem wissenschaftlichen Artikel aus dem Jahr 2018, verursachte die Produktion von Polyester für die Textilindustrie im Jahr 2015 rund 706 milliarden kg an CO2. Das bedeutet: Jedes Kleidungsstück, das aus Polyester hergestellt wurde, belastete die Umwelt mit 5,5 kg CO2-Emissionen.
Zwar ist für ein Baumwollshirt nur ein Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von “nur” 2,1 kg CO2 zu verzeichnen, jedoch gleicht sich dieser Wert durch die vielen benötigten Ressourcen der Baumwollproduktion wie Wasser und landwirtschaftliche Fläche in Punkto Umweltbelastung wieder aus. Die Baumwollproduktion benötigt so viel Wasser, dass der Aralsee im Gebiet zwischen Kasachstan und Usbekistan, nachdem er 50 Jahre lang in einer sehr trockenen Region zur Baumwollfeld-Bewässerung verwendet wurde, um die Hälfte seines ursprünglichen Fassungsvermögens geschrumpft ist. Rund um den See verwandelte sich die Landschaft in eine Salzwüste und die Bevölkerung leidet unter Trinkwassermangel, wie eine Bericht von Global2000 besagt.
Nicht nur im Bezug auf Ressourcenverbrauch oder CO2-Emissionen trägt die Textilindustrie gewaltig zur Klimakrise bei. Die Produktion bestimmter Textilstoffe wie Polyester oder Viskose spielt ebenso eine starke Rolle in der Umweltverschmutzung, etwa durch die Verwendung bestimmter chemischen Stoffe. Die Viskoseherstellung, die größtenteils in China stattfindet, belastet die Umwelt sehr stark durch den hohen Bedarf an Bäumen und den eingesetzten Chemikalien. Laut einem Bericht von Greenpeace werden pro Jahr 120 Millionen Bäume zum Zweck der Viskoseproduktion gefällt. Weiters werden im Produktionsverlauf Chemikalien wie Kohlenstoffsulfid, Natriumhydroxid oder Schwefelsäure eingesetzt und verschmutzen in weiterer Folge durch unzureichende Abwassersysteme umliegende Gewässer und zerstören somit den Lebensraum vieler wichtiger Bestandteile oder Lebewesen im Ökosystem Wasser.
Fakt ist: Besonders Fast-Fashion-Großkonzerne möchten möglichst viel Profit machen und so billig wie möglich produzieren.Viel zu oft geht das auf die Kosten des Ausbaus der Produktionsstätten,umweltschonende Aspekte werden gar nicht erst einbezogen. Die Modeindustrie stellt somit eine vielfältige Umweltbelastung dar: sie verursacht CO2-Emissionen, verschmutzt die Natur mit Chemikalien und geht nicht nachhaltig mit Ressourcen um.
Warum wir alle Mitschuldige sind
Wirtschaft funktioniert nach dem einfachen Prinzip von Angebot und Nachfrage. Unsere Gesellschaft hat sich dem Konsum verschrieben und versteht es anscheinend besonders gut, sich durch Statussymbole wie die neueste Mode der Wirtschaft auszuliefern.
In den letzten 20 Jahren hat sich die Produktion von Kleidungsstücken verdoppelt. Aber nicht nur die Produktionsfirmen sind hier die “Bösen”, denn der pro Kopf Konsum hat sich seit dem Jahr 2000 um 60% pro Jahr erhöht, wie der Artikel von Kirsi Niinimäki aufzeigt. So gesehen kann man H&M, Zara und Co. gar nicht die alleinige Schuld zusprechen, da sie wohl dem Prinzip von Angebot und Nachfrage zu folgen scheinen und dem Wunsch des Konsumenten nachkommen. Dieser Anstieg in Konsum und Produktion erlauben jedoch den Umkehrschluss, dass die zweifache Produktion auch zweimal so viel Emissionen verursachen müsste.
Trotz des verstärkten Konsums tragen wir jedes 5 Kleidungsstück in unseren Kleiderschränken nicht. Im Durchschnitt besitzt eine Person mit weiblicher Geschlechtsidentität in Deutschland nach einer Erhebung von Greenpeace , 118 Kleidungsstücke (ausgenomme Unterwäsche und Socken). Davon werden 23,6 Teile, was ca. 20 Prozent ausmacht, niemals getragen. Weitere 20 Prozent werden nur vereinzelt bzw. fast nie getragen.
Was wir in Zukunft besser machen können
Mit der Frage, wie man denn der Fast-Fashion und der Wegwerfmode bestmöglichst entgehen könnte und klimafreundlich Kleidung konsumieren könnte, haben sich die drei Jungdesignerinnen Silvia Stocker, Lisa Veseley und Marie Nemeth auseinandergesetzt und ein Projekt mit dem Namen “un-tragbar” ins Leben gerufen.
“Un-tragbar” ist eine interaktive Ausstellung, die über unsere Wegwerfgesellschaft und die Auswirkungen unseres Mode-Konsums informiert und Lösungsvorschläge präsentiert. Die Hybrid-Ausstellung, die erstmals im Jahr 2019 stattgefunden hat, geht 2021 in die nächste Runde mit der Erweiterung auf den virtuellen Raum und richtet sich an Schüler*innen ab 12 Jahre. Den Projektleiterinnen ist es besonders wichtig, sich an die junge Generation zu wenden, für die Mode ein wichtiges und präsentes Thema ist. Daher kooperieren sie mit Schulen.
Ziel des Projekts ist, dass sich Jugendliche partizipativ mit ihrem eigenen Konsumverhalten in puncto Mode auseinandersetzen. Durch mehrere Toolkits verwandelt sich der Klassenraum so in einen Ausstellungsraum. Das Designer-Trio will den jungen Erwachsenen Mut machen. Mut für ein Umdenken und ein nachhaltigeres Konsumverhalten.
Momentan befindet sich das Projekt in der Endphase des “Crowd-Fundings”. Wenn auch ihr dieses Projekt als unterstützenswert erachtet und der Meinung seid, dass dem aktuellen Stand der Textilindustrie und des Modekonsums unserer Gesellschaft ein Ende gesetzt werden muss, dann schaut hier vorbei um ebenso einen Beitrag zu einer umweltbewussten Zukunft und Bevölkerung beizutragen.