Festivals und…Nachhaltigkeit?

Festivals und…Nachhaltigkeit?

Ja, ihr habt richtig gehört. Festivals können durchaus auch nachhaltig organisiert sein. Zugegeben, man muss ein wenig in den Weiten des Internets stöbern, bis man fündig wird, doch es gibt sie und sie sind äußerst empfehlenswert. 

Wo sich das Bewusstsein nach innen kehrt, spiegelt es sich auch nach außen

Diese Erfahrung habe ich diesen Sommer gemacht. Auf Veranstaltungen, die sich um die persönliche Weiterentwicklung drehen, sind stets auch umweltbewusste Menschen anzutreffen. Wer sich über sich selbst Gedanken macht, der überdenkt auch, welchen Einfluss das eigene Verhalten denn auf die Umwelt haben könnte. Spirituelle, self-development Veranstaltungen sind daher immer ein guter Tipp, sich auf eine nachhaltige Reise zu begeben. Sie mögen vielleicht nicht unbedingt ausschließlich für den Umweltschutz organisiert sein, doch sie spielen sich in eben genau diesem Rahmen ab. 

Ein nachhaltiges Festival in den Karpaten 

Diesen Sommer habe ich ein Ecstatic Dance Festival in der Ukraine besucht. Wer mit dem Konzept von Ecstatic Dance nicht ganz vertraut ist: dieser Stil des Tanzens zeichnet sich dadurch aus, dass Drogen, Alkohol oder Rauchen verboten sind. Es dreht sich nur um eines: das Tanzen, und zwar ohne jegliche Beeinträchtigung. Äußere Einflüsse werden reduziert, damit man sich ganz und gar auf sich selbst und sein Innerstes konzentrieren kann. Dadurch sind auf solch einer Veranstaltung schon einmal bewusstere Menschen als der Ottonormalverbraucher anzutreffen, die sich um sich und ihren Einfluss auf ihre Umgebung Gedanken machen. Hoch oben in den Karpaten, weit weg von größeren Städten hatten die Veranstalter so ein kleines Paradies für ihre Gäste aufgebaut. 

Anreise zum Festival

Die Anreise zu dem Festival gestaltete sich öffentlich etwas schwieriger als gedacht, da es keine besonders gute Verbindung zu dem Gelände gab. Nun, mitten in der Natur, hoch oben in den Bergen der Ukraine fährt eben nicht alle 5 Minuten ein Bus. Damit hatte ich zu rechnen und dementsprechend Zeit einzuplanen – vor allem da ich öffentlich mit Bus und Zug anreiste. Die abgelegene Lage hatte aber auch viele Vorteile. Zum Ersten kam man wirklich mit Ukrainern in Kontakt und konnte sich mit der ansässigen Bevölkerung austauschen, zum Zweiten wachte man jeden Morgen inmitten der Natur in einem Zelt im Wald auf, umgeben von Wiesen und Wäldern, von Bauernhöfen und Kühen. Wir konnten am frühen Morgen beobachten, wie die Sonne langsam hinter den Bergen emporstieg und ihre sanften Strahlen unser Gesicht in der noch kalten Morgenluft wärmten. Einen schöneren Start in den Tag kann ich mir kaum vorstellen.

Verpflegung auf dem Gelände

Morgens, mittags und abends kochten einige Freiwillige für uns, sodass wir auch keinerlei Essen in die Berge mitnehmen mussten. Auf dem ganzen Gelände gab es kein Fleisch, gekocht wurde für alle und ausschließlich vegetarische Mahlzeiten. Die meisten davon waren sogar vegan, bei Bedarf konnte der Käse oder das Joghurt einfach weggelassen werden. Milchprodukte wurden von den Bauern aus der umliegenden Nähe gekauft, da sich um uns herum einige Bauernhöfe befanden. Das Gelände war mitten im Wald situiert, geschlafen wurde in Zelten. Wollten wir einen Spaziergang machen, so überquerten wir sogleich umliegende Felder und stießen auf weidende Kühe. Wir lebten also für eine Woche wirklich direkt mit der Natur im Einklang. 

Wasser gab es dort auch stets genügend, somit standen wir auch nicht vor dem Problem, tagtäglich neue Plastikflaschen in die Berge schleppen zu müssen. In der Nähe der Küche standen immer große Wasserkanister für uns bereit, aus denen wir uns jederzeit frisches Wasser holen durften. Ich war beeindruckt, dass die Veranstalter, obwohl dies ihr erstes (aber bestimmt nicht letztes) Festival war, an alle Annehmlichkeiten gedacht hatten. Duschen sowie auch Toiletten waren in bestem Zustand. In der Dusche bot sich sogar ein atemberaubender Blick über das gesamte Panorama der umliegenden Dörfer. Auch bei den Toiletten handelte es sich nicht um typische Festival Toiletten, sondern um geruchsneutrale Komposttoiletten. Nachdem man sein Geschäft verrichtet hatte, nahm man sich eine Hand voll Sägespäne aus einem bereitgestellten Kübel, warf sie in die Toilette und trug so dazu bei, dass das Ganze nach dem Festival besser kompostierbar wurde. 

Komm und hab Spaß mit uns!

So lautete die Devise. Für alles war also gesorgt, man brauchte sich um nichts mehr zu kümmern, als aufzutauchen, Spaß zu haben und die vielfältigen Workshops sowie das Tanzen zu genießen. Wie ich anfangs bereits erwähnt habe, finde ich, dass sich das äußere Bewusstsein oft im Inneren widerspiegelt und umgekehrt. Ist sich ein Mensch der Umwelt bewusst, ist er sich seiner selbst meist bewusster als der Rest der Menschheit. Daher war es auch so angenehm, auf dem Festival zu tanzen und zu musizieren. Ecstatic Dance zeichnet sich dadurch aus, dass jeder einfach so tanzt wie er möchte. So, wie es dich gerade überkommt. Das kann vom verrückten Herumgespringe bis zum Herumstehen und mit dem Kopf nicken alles sein. Doch egal wie „verrückt“ du durch die Gegend hüpfst: niemand, absolut niemand, wird dich dafür verurteilen oder dich schief ansehen. Wenn überhaupt wird genauso ausgelassen getanzt. Ein Festival mit einem riesigen „non-judgemental space“, das jeden aufnimmt und jeden sein lässt, wie er eben ist. Und das alles in einem nachhaltigen, umweltbewussten Rahmen. Für mich auf jeden Fall ein Muss für den nächsten Sommer!