Helmut Hojesky: Experte, Delegationsleiter, Optimist

Helmut Hojesky: Experte, Delegationsleiter, Optimist

Bald geht die COP 23 los und vier unserer KlimareporterInnen werden live dabei sein. Als Vorbereitung auf unsere Arbeit dort trafen wir Helmut Hojesky, den Leiter der Österreichischen BeamtInnendelegation auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz.

Helmut Hojesky ist der österreichische “Mister Klimaschutz”. Er hat sozusagen Stunde Null miterlebt. Seit über fünfundzwanzig Jahren ist er bei internationalen Klimaverhandlungen dabei und wie er selbst sagt, immer noch „hoffnungslos optimistisch“. In seinem Büro stehen gebrauchte Kaffeetassen und Ordner mit Beschriftungen wie Kyoto oder SDG II. Hier lernen wir den studierten Meteorologen kennen. Der Leiter der österreichischen BeamtInnendelegation hat sich viel Zeit für uns genommen: Geduldig beantwortet er unsere Fragen und gibt uns einen Einblick in die komplexe Welt der internationalen Verhandlungen, die wir bald hautnah miterleben dürfen.

Der Meteorologe erzählt zum Beispiel, wie es ist mit einem Fidschianer zusammenzuarbeiten. Gemeinsam mit ihm kümmert sich Hojesky heuer um das Budget des Klimasekretariats.  Die Konferenz selbst findet dieses Jahr erstmals unter dem Vorsitz der Republik Fidschi statt. Das heißt, dass der Premierminister Frank Baininarama der COP 23 vorsteht. Fidschi ist aufgrund des steigenden Meeresspiegels besonders  vom Klimawandel betroffen, weil die Inseln zu verschwinden drohen.

Außerdem erzählt Hojesky, welche Personen, wann auf die Konferenz kommen und wie die Verhandlungen auf der COP ablaufen: die VertreterInnen der verschiedenen Vertragsparteien bilden insgesamt 50 -60 Untergruppen, die individuelle Themen bearbeiten. Diese müssen sich intern einigen bis es dann zurück in die Plenarsitzungen geht – kein Wunder bei 196 verschiedenen Nationen wäre eine schnelle Einigung sonst unmöglich.

Besonders spannend waren für uns die von Hojesky genannten Kernthemen und Ziele der diesjährigen Klimakonferenz in Bonn: Zum einen soll über den Modus zur Erhöhung der nationalen Beiträge diskutiert werden. Das Paris Agreement verlangt von jedem Vertragsstaat, Bericht über die genauen Maßnahmen zur Umsetzung der nationalen Klimaziele ab 2020 zu erstatten – diese Beschlüsse werden NDCs (Nationally Determined Contributions) genannt. In diesen muss genau beschrieben sein wie Emissionsminderungs- und Anpassungsziele bis zum Jahr 2030 erreicht werden wollen. Die NDCs stellen das Herzstück des Paris Agreements dar und dienen zur Einhaltung der Langzeitziele. Ein essentielles Thema soll auch die Erarbeitung von konkreten Zwischenergebnissen des “Paris Rulebook” sein – in welchem Regeln zur Umsetzung des Paris Agreements festgehalten werden.

Wir haben gelernt, dass es mit einem hinsichtlich der Seitenzahl kurzen Agreement nicht getan ist, sondern dass dahinter immer Umsetzungsbeschlüsse wie das Rulebook stehen, welche zusetzlich verhandelt werden müssen und um ein Vielfaches länger sind als der eigentliche Vertrag. So hatte das 1997 beschlossene Kyoto-Protokoll lächerliche 20 Seiten, während die Umsetzungsbeschlüsse auf über 200 Seiten niedergeschrieben sind.

„Und habt ihr noch Fragen“, meint Hojesky nach einer Stunde neuer Informationen.

„Ja, tausende!“, antworten wir schmunzelnd und freuen uns: Bald werden wir uns einige selbst beantworten können – und noch viel mehr neue Fragen dazu bekommen!