Klima Aktion: von „do!“ zu internationalen Perspektiven

Klima Aktion: von „do!“ zu internationalen Perspektiven

Bunt und laut: die zehnte Donnerstagsdemo fand am 6. Dezember in Wien statt und wurde in Kooperation mit der Klimagerechtigkeitsinitiative “System Change not Climate Change” (SCNCC) organisiert. Im Jahr 2000 ins Leben gerufen und im Oktober 2018 wiederbelebt, sind diese Demos ein Protest gegen die Politik der türkis-blauen Regierung. Die “do!” Manifestationen haben jede Woche einen neuen Schwerpunkt, dementsprechend sind am vergangenen Donnerstag unter dem Motto “FPÖ-ÖVP aus dem Verkehr ziehen! Klimagerechtigkeit jetzt!”  Tausende Menschen (Quelle) auf die Straße gegangen.

Im Fokus stand nicht nur die Kritik an Staats- und internationaler Politik, sondern auch der Widerstand gegen umweltschädliche Projekte mit Beteiligung der Wiener Stadtregierung, wie etwa den geplanten Lobautunnel und den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien, und genauso gegen das Gesetz zur Verfahrensbeschleunigung der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) sowie Tempolimit 140 auf der Autobahn. Angeführt wurde das Ganze vom üblichen Donnerstags-Auto mit Musik und informativen Redebeiträgen, sowohl von SCNCC, als auch von anderen Organisationen und Bürgerinitiativen. Die DemonstrantInnen haben den Autoverkehr friedlich blockiert, während von dem Dach des Verkehrsministeriums ein Banner von aktivisten gehängt ebenfalls nach Klimagerechtigkeit forderte.

Dieser Protest ist nicht nur auf Wien begrenzt: er ist ein Vorläufer der “By 2020 We Rise”-Kampagne gewesen. Dabei handelt es sich um eine geplante Eskalation von Aktionen zivilen Ungehorsams, die nach Klimagerechtigkeit und Systemwandel rufen. Die Kampagne soll mit einem internationalen, gewaltfreien Aufstand 2020 ihren Höhepunkt erreichen.

Die Idee dahinter ist, die Proteste an kritische Orte zu bringen: zu Kohletagebauen, Flughäfen und Pipelines sowie in Regionen der industriellen Landwirtschaft. Die Bewegung vereint Gruppen wie das “StayGrounded” Netzwerk, “Breakfree Swiss”, “Gastivists”, “Ende Gelände”, “System Change not Climate Change” und viele andere, wobei sie eines verbindet: ihre Kritik richtet sich gegen „ein Wirtschaftsmodell, das viele Verlierer hat und die natürlichen Grundlagen zerstört, von denen das Leben auf der Erde abhängt.“ (Quelle)

Am 8. Dezember, anlässlich des 2-wöchigen UN-Klimagipfels COP24 im polnischen Katowice, riefen Gruppen zum “Klima Alarm” auf: “Lassen wir die Alarmglocken über den ganzen Planet schrillen, sodass nicht der geringste Zweifel an der Verantwortung der Entscheidungsträger und der Notwendigkeit des Handelns bestehen kann!!*”. Unter diesem Mottofanden mehr als 80 Demonstrationen in 20 verschiedenen Ländern statt. Unter “World Climate Marches” kann man diese und andere finden.

Die Zukunft verspricht auch schon einiges: Anfang nächsten Jahres startet das Projekt “Earth-Strike”, das über 7 Monate zum “Generalstreik zur Rettung des Planeten” mobilisieren soll, um politischen Druck auf Regierungen und Konzerne aufzubauen. Am 27. September wird es “ keine Bankgeschäfte geben, keine Büros voll mit Angestellten oder Schulen voller Kinder“.  (Quelle)

Eine neue Bewegung, die sich schon als stark erwiesen hat, ist “Extinction Rebellion” (ER). Sie ist im November 2018 entstanden, als tausende Menschen Brücken in London blockiert haben, um sich für Transparenz ** und CO2-Reduktionsmaßnahmen einzusetzen. Es gibt viele kritische Meinungen darüber, vor allem da noch nicht klar ist, wie die Ziele erreicht werden sollen. Nichtsdestotrotz verbreitet sich ER gerade rasant. Innerhalb weniger Monate sind dutzende lokale Initiativen in der ganzen Welt entstanden.

Ob man Aktivismus unterstützt oder für wirksam hält ist eine persönliche Frage. Es steht jedoch fest, dass die nächsten Jahre eine aufregende Zeit darstellen werden. Die Dringlichkeit klimapolitischer Maßnahmen wird immer deutlicher und das Bewusstsein der Zivilgesellschaft steigt. Auf den Straßen wird demonstriert und in Konferenzen verhandelt, die Frage ist nun: wird das alles reichen, um einen lebenswerten Planeten zu erhalten?

*aus dem englischen übersetzt: “Let’s make this alarm ring out all over the planet so that nowhere can subsist the least doubt about the responsibility of our decision-makers and the urgency to act.” (Quelle)

** “The Government must tell the truth about the climate and wider ecological emergency, reverse inconsistent policies and work alongside the media to communicate with citizens.”

https://rebellion.earth/

https://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/13997686/Zehnte-Donnerstagsdemo-mit-tausenden-Teilnehmern/14409258?fbclid=IwAR1t1OyeGxvNeZmzD2eNepKq0W9OlqEjzyoEt9TUJNXoM6Yu8L7_AB0kHWU

https://www.klimareporter.de/protest/rebellion-aufstaende-klima-alarm

Copyright nach CC BY-SA 2.0

Headerfoto: Carl Dewa, System Change not Climate Change

Beitragfoto: Lukas Beck, System Change not Climate Change