Monster(a): Das Problem mit unseren Zimmerpflanzen

Monster(a): Das Problem mit unseren Zimmerpflanzen

Wir lieben sie: Bogenhanf, Monstera, Pilea & Co. Es geht um Zimmerpflanzen. Vor allem in städtischen Wohnungen ohne Balkon oder Garten machen es sich viele mit einem “urban jungle” gemütlich und holen sich ein Stück Natur nach Hause.

Unsere oft tropischen Mitbewohner*innen haben aber eine lange Reise hinter sich, bis sie bei uns einziehen. Damit schaden wir Natur und Mensch massiv. Was genau ist das Problem und was sind die klimafreundlicheren Alternativen?

Der weite Weg in unser Wohnzimmer

Mit unseren Zimmerpflanzen ist das ähnlich wie mit vielen Kleidungsstücken. Die meisten Jungpflanzen und Samen stammen aus Ägypten, Äthiopien, Kenia oder Costa Rica. Angebaut werden sie in Lateinamerika oder Afrika. In den Herkunftsländern werden niedrige Löhne gezahlt, Schutzausrüstung gibt es kaum. Beim Anbau werden oft Insektizide und Fungizide verwendet, die in der EU nicht zugelassen sind. Diese gelangen sowohl dort als auch hier in Wasser und Luft – und schädigen Ökosysteme. 

Bis die Pflanzen bei uns zu Hause sind, haben sie einen langen Transportweg hinter sich – je länger der Weg ist, desto höher die Emissionen. Für uns Endverbraucher*innen ist es fast nicht möglich herauszufinden, wo genau sie herkommen. Zwar hat jede Pflanze einen Pflanzenpass, der die Herkunft verraten soll, allerdings ist dieser nicht besonders aussagekräftig. Denn auf dem Pflanzenpass ist lediglich das Land verzeichnet, in welchem die Pflanze zuletzt gewachsen ist. Und das sind meistens europäische Nachbarländer. Die Setzlinge können zum Beispiel aus Mittelamerika stammen, in Europa umgetopft werden und dort noch einmal drei Wochen wachsen. Laut Pflanzenpass kommt diese Pflanze dann aus der EU.

Die Moore in unseren Blumentöpfen 

Herkömmliche Blumenerde besteht zum Großteil aus Torf, der aus Mooren abgebaut wird. Diese Moore sind wichtige Kohlenstoffsenken. Wird nun Torf abgebaut, wird der gebundene Kohlenstoff freigesetzt. Über die Problematik von Hochmoortorf hat klimareporter.in bereits berichtet.

Moore sind übrigens nicht nur durch den Torfabbau gefährdet. Durch eine erhöhte Stickstoffkonzentration in der Luft, vor allem verursacht durch Düngung in der Landwirtschaft und den Autoverkehr, kommt es zu einer Veränderung der Feucht-Vegetation. Das bedeutet: Die Moose, die den Torf erzeugen, werden aufgrund ungünstiger Bedingungen weniger. Andere Pflanzen, wie Sträucher und Bäume, wandern stattdessen in das Ökosystem ein. Diese Pflanzen bilden keinen Torf. Es entsteht weniger Torf und somit wird weniger Kohlenstoff im Boden gebunden. Dieser wird stattdessen zum Beispiel als Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgegeben. 

Es geht auch anders

Viele Pflanzen lassen sich über Ableger vermehren, die man mit Bekannten tauschen könnte.. Ableger sind eine vegetative Form der Pflanzenvermehrung. Es wird ein Teil der Mutterpflanze abgeschnitten, um in Wasser oder Substrat neue Wurzeln zu ziehen. Oft werden die Pflanzen dadurch angespornt, selbst mehr zu wachsen. Außerdem verkaufen einige das ein oder andere Pflanzenkind auf Kleinanzeige-Börsen wie Willhaben, ebay und Co.. Ein Blick auf den Second Hand Pflanzenmarkt lohnt sich. Neben der neuen Pflanze kann man sich zusätzlich Tipps über ihre Vorlieben und Abneigungen holen.

Wichtig ist in jedem Fall, torffreie Erde zu verwenden. Hier genügt schon ein Blick auf die Verpackung der Blumenerde. Und falls es doch einmal ein neues (nachhaltigeres) Exemplar sein soll, gibt es nachhaltige Pflanzen-Onlineshops wie Bergamotte oder Bosque. Nach eigenen Angaben züchten diese ihre Pflanzen etwa nur in Europa und legen Wert darauf, nicht aus anderen Ländern zu importieren. Außerdem achtet Bergamotte darauf, dass die Züchter*innen Regenwasser zur Bewässerung nutzen und verwendet teilweise Hilfsinsekten statt Pestizide zur Schädlingsbekämpfung. Bosque verzichtet unter anderem auf Verpackungsmaterial und gibt an, der erste klimaneutrale Pflanzenshop Deutschlands zu sein.


Titelbild: Philodendron Shangri La (links) & Calathea Musaica (rechts) | Foto: Vivien May