Licht ins Dunkel der Chaosargumentation „Fleischkonsum“

Licht ins Dunkel der Chaosargumentation „Fleischkonsum“

Was mir in der Klimadebatte besonders seit meiner Zeit als Vegetarierin auffällt: Der Link zwischen anthropogenem Klimawandel und den Auswirkungen des steigenden Fleischkonsums der Menschheit wird oft vernachlässigt oder gar ignoriert. Es ist jedoch Fakt, dass Fleischkonsum – besser gesagt die für die Viehzucht benötigte Agrarfläche sowie der Anteil an CO2-Emissionen aus diesem Sektor – einen beträchtlichen Anteil am menschengemachten Klimawandel hat.1

Die „Fleischdebatte“ ist in meinen Augen hierzulande besonders schwierig und konfus. Beim Einsparen von CO2-Emissionen wird oft zuerst an Maßnahmen im Transport und Verkehr gedacht oder an erneuerbare Energien. Mir – und auch den meisten anderen Klimaengagierten – passiert es oft genug, zu viel miteinander zu vermischen: Da kommt es schon mal vor, dass es in der selben Diskussion um den Wasserverbrauch in der Fleischproduktion und um Bienenwachstücher geht (Natürlich lassen sich viele Verbindungen herstellen, jedoch verkompliziert eine zu starke Vermischung eine Diskussion immens).  Viele Aussagen in der Klimadebatte sind somit sehr undifferenziert. Ich möchte in die Chaosargumentation rund ums Thema Fleischkonsum und Viehzucht etwas Licht ins Dunkel bringen.

In einem „special report“ des IPCC wurde Landwirtschaft und jegliche andere Landnutzung des Menschen für 23 % der vom Menschen verursachten Treibhausgase verantwortlich gemacht. Hierbei handelt es sich um eine globale Messung, welche die Landwirtschaft mit all Ihren Sektoren umfasst. Die Fleischindustrie nimmt somit einen großen Anteil der Landwirtschaft ein, natürlich fließen aber auch alle anderen Bereiche mit ein. 1 In der Viehzucht sind es vor allem die Methan- und Lachgasemissionen, die dem Klima schaden . In Deutschland sind im Speziellen diese Gase mit rund 87 Prozent nahezu vollständig auf die Rinderhaltung zurückzuführen. Milchkühe emittieren davon am meisten. 2

Auch die Tageszeitung Der Standard berichtet über den IPCC Sonderbericht: „Würde sich die Weltbevölkerung pflanzlicher und verstärkt von nachhaltige produzierten tierischen Lebensmittel ernähren, könnten laut den Studienautoren bis 2050 mehrere Millionen Quadratkilometer Land frei werden.“   Der CO2-Ausstoß pro Jahr könnte durch eine hauptsächlich pflanzliche Lebensweise pro Jahr um bis zu acht Gigatonnen sinken.3

Österreich im Speziellen liegt im Spitzenfeld beim Fleischkonsum: Mit 65 kg Fleisch pro Kopf und pro Jahr liegt Österreich EU-weit auf Platz 3 (hinter Luxemburg und Spanien) und weltweit auf Platz 15. Weltweit sprechen wir von nicht vorstellbaren Dimensionen: 5,9 Tonnen Fleisch verzehrt der Durchschnittsmensch heutzutage. 4

In der Debatte wichtig ist außerdem die enorme Fläche, welche die Landwirtschaft in Anspruch nimmt und welche immer weiter vergrößert wird. Jim Skea (IPCC Working Group III) hebt diesbezüglich  die Wichtigkeit begrünter Landfläche hervor. : Begrünte Flächen sind für die Umwandlung von ca. einem Drittel der CO2 Emissionen aus fossilen Brennstoffen und der Industrie verantwortlich. 1

Steigende CO2 Emissionen und die Reduktion von Pflanzen zur Bindung dessen – da erkennt wohl jeder: da hakt‘s. Dass dieser Teufelskreis zu einem großen Teil durch das Steak am Teller gefördert wird, ist in der Bevölkerung noch wenig durchgedrungen. Einerseits wurde das Thema lange medial weniger stark präsentiert, andererseits wird’s hier unbequem und mit „Ich kauf einfach Bio“ ist nicht alles gelöst. Denn mit Bio-Fleisch sind die oben genannten Probleme natürlich nicht behoben. Diesen Gedanken habe auch ich lange nicht zu Ende gedacht. Aber das EU Biosiegel „nach EG-Öko-Verordnung“ gewährleistet – wie andere Biosiegel – die Vermeidung von genmanipuliertem Tierfutter und chemischen Pestiziden sowie die Einhaltung gewisse Standards in der Tierhaltung.  Damit passiert aber nichts in Richtung „CO2-Ausstoß vermindern“ oder „achtsamer Umgang mit Landfläche“. Bio-Bauern benötigen für ihre Tiere natürlich sogar noch mehr Weidefläche, da diese artgerecht gehalten werden sollen. Damit soll keinesfalls die Bio-Nische schlecht gemacht werden, es handelt sich um den nüchternen Fakt. Biologische Lebensmittel gewinnen für jeden umweltbewussten Menschen natürlich – vor allem auf der moralischen Waagschale, aber auch durch Pestizid-Verboten und ähnlichem wird der Umwelt weniger geschadet. Aber in Bio-Fleisch sehe ich Widersprüche: „Die Tiere hatten ja dann zumindest ein gutes Leben“ – so argumentieren zumindest viele. Dass auch das oft nicht unbedingt der Fall ist, greift hier aber zu weit. Darüber folgt vielleicht ein anderer Kommentar.

Quellen:

https://www.ipcc.ch/2019/08/08/land-is-a-critical-resource_srccl/

2  https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/so-viele-treibhausgase-kommen-aus-der-nutztierhaltung/

3 Nora Laufer. 2019. Weltklimarat: Gestiegener Fleischkonsum hat fatale Folgen für das Klima. Der Standard, https://www.derstandard.at/story/2000107188709/weltklimarat-lebensmittelproduktion-fuer-ein-drittel-der-menschgemachten-treibhausgase-verantwortlich

https://www.global2000.at/fleischkonsum-%C3%B6sterreich