Der Planet auf unseren Tellern

Der Planet auf unseren Tellern

Eine schnelle Suche im Internet zeigt, dass der Umstieg auf eine pflanzliche Ernährung einer der wichtigsten persönlichen Beiträge zum Schutz des Klimas und der Umwelt ist. Warum man trotzdem nicht ganz auf Fleisch verzichten muss, und wo man Tipps und Austausch findet, hat Claudia Almer in ihrem Gastbeitrag festgehalten.

Was hat Ernährung mit Klima und Umwelt zu tun?

Ziemlich viel. Bis unser Essen auf unseren Tellern landet, muss es erst noch verpackt, verarbeitet, geerntet, geschlachtet, gefüttert oder angebaut und danach zu uns transportiert werden. Überall fallen hier Emissionen an, zudem wird teils in die Umwelt eingegriffen.

  • 40 % des nutzbaren Landes weltweit werden für landwirtschaftliche Zwecke verwendet; 80 % davon alleine für die Tierindustrie
  • Das Ernährungssystem ist der größte Treiber des Artensterbens weltweit
  • 80 % der Regenwaldabholzung und 37 % der globalen Treibhausgase sind auf unsere Ernährung zurückzuführen, die Hälfte davon auf Fleischkonsum
Eine Grafik zeigt einen Griller auf dem Fleisch brät, und daneben die Treibhausgas-Emissionen aus verschiedenen Lebensmitteln wie Rind, Käse, Kaffee und Nüsse. Quelle: https://ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local
Der Treibhausgasausstoß verschiedener Lebensmittel anhand von Faktoren wie Landnutzungsänderung, Verarbeitung oder Verpackung. Rindfleisch hat bei weitem den größten Ausstoß, gefolgt von anderen tierischen Produkten, Schokolade und Kaffee. Quelle: https://ourworldindata.org/food-choice-vs-eating-local

Versteckte Emissionen

Für uns selbst sind die Folgen unserer Ernährung kaum sichtbar. Auf den Verpackungen liest man meist nur die Inhaltsstoffe und das Herkunftsland.

Eine Grafik zeigt die Treibhausgas-Emissionen aus verschiedenen Landnutzungen. Quelle: https://ourworldindata.org/food-ghg-emissions

Nicht jedoch, wie viele Ressourcen und Wasser beispielsweise für die Aufzucht eines Rindes gebraucht wurden, wie viel klimaschädliches Methan es ausstößt, was es frisst und ob für die Viehzucht Wald abgeholzt werden musste. Im Vergleich dazu machen die Emissionen aus Transport und Verpackung nur einen geringen Anteil aus: 6 Prozent.

Etwa 26 % aller weltweiten Treibhausgasemissionen sind dagegen auf die Erzeugung von Lebensmitteln zurückzuführen. Dabei spielen vor allem tierische Erzeugnisse eine bedeutende Rolle. Neben einem hohen Methan-Ausstoß werden für die Aufzucht von Tieren viele Wälder gerodet und bei weitem mehr Nutzpflanzen benötigt, als nur für eine pflanzenbasierte Ernährung angebaut werden müssten.

Ist lokal immer besser?

Kürzere Transportwege, transparentere Qualitätsstandards, Unterstützung der lokalen Wirtschaft – eigentlich spricht viel für eine lokale oder regionale Ernährung. Da die Transport-Emissionen aber vergleichsweise gering ausfallen, ist der Produktionsstandort für das Klima weniger ausschlaggebend. Hinzu kommt, dass viele Tiere mit importierten Futterpflanzen gefüttert werden. Etwa 80 % des global produzierten Soja werden an Nutztiere verfüttert. Dieses Soja steht oft in Zusammenhang mit der Abholzung des Regenwaldes und entsprechend hohen Emissionen.

Eine Grafik zeigt die Planetary Health Diet, die auch Fleischkonsum vorsieht. Quelle: https://interactive.carbonbrief.org/what-is-the-climate-impact-of-eating-meat-and-dairy/
Die “Planetary Health Diet” beschreibt eine gesunde Ernährungsweise, die auch gut für den Planeten ist. Diese besteht größtenteils aus Gemüse und Obst, inkludiert aber auch eine Portion an Milchprodukten pro Tag und eine Portion Fleisch pro Woche. Quelle: https://interactive.carbonbrief.org/what-is-the-climate-impact-of-eating-meat-and-dairy/

Müssen wir alle vegan leben, um die Umwelt zu schützen?

Nicht unbedingt. Wer seinen eigenen Fleischkonsum auf eine Mahlzeit pro Woche reduziert und sich mehrheitlich pflanzlich ernährt, würde aber bereits einen großen Beitrag leisten. Fleisch- und Milchprodukte liefern nur 18 % der weltweit konsumierten Kalorien und 37 % des Proteins, benötigen aber 83 % der weltweiten Landwirtschaftsfläche – samt allen zuvor beschriebenen Auswirkungen auf Klima und Umwelt.

Dass sich die ganze Welt von heute auf morgen vegan ernährt, ist ohnehin weder realistisch noch unbedingt notwendig. In manchen Regionen des globalen Südens sind die Menschen zudem auf die Viehzucht angewiesen.

Vegan ist aber nicht immer gleich klimafreundlich. Einige Lebensmittel wie Kaffee, Palmöl oder Schokolade sind aufgrund der noch immer stattfindenden Regenwald-Rodungen mit hohen Emissionen verbunden und tragen zum Verlust der Biodiversität bei. Welche Alternativen für Kaffee es gibt, könnt ihr hier in unserem Instagram-Posting nachlesen.

Eine Grafik zeigt die Erfolge des Veganuary, bei dem 350.000 Menschen weltweit offiziell mitgemacht haben: 41.200 Tonnen CO2e eingespart, 160 Tonnen Eutrophierung in Gewässern verhindert, 2,5 Millionen Liter Wasser eingespart und über 1 Million Tierleben bewahrt. Quelle: https://www.presseportal.de/pm/139346/4478442
Jährlich im Jänner versuchen viele Menschen, sich rein pflanzlich zu ernähren. Bei 350.000 Teilnehmenden beim Veganuary 2020 konnten somit in nur einem Monat zehntausende Tonnen an CO² eingespart werden. Außerdem wurden Gewässer weniger belastet, mehrere Millionen Liter Wasser eingespart und über eine Million Tierleben bewahrt. Quelle: https://www.presseportal.de/pm/139346/4478442

Die drei wichtigsten Schritte zu nachhaltiger gesunder Ernährung

  1. Pflanzlich statt tierisch. Der effektivste Schritt, um die eigenen Auswirkungen auf Umwelt und Klima zu minimieren, ist möglichst pflanzlich zu essen. Das bedeutet zudem ein geringeres Risiko für verschiedene Herzerkrankungen, bestimmte Krebsarten und Typ-2-Diabetes.
  2. Vielfalt. Unsere Ernährung sollte möglichst divers sein, um nicht-nachhaltigen Monokulturen entgegenzuwirken, die Biodiversität zu wahren und um alle für unseren Körper wichtigen Nährstoffe zu erhalten.
  3. Weniger Exzess. Es sollte nur gekauft werden, was auch tatsächlich konsumiert wird. Weltweit wird etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weggeworfen. Somit verschwendet man Ressourcen, die für deren Herstellung benötigt wurden. Außerdem stößt in Mülldeponien verrottender Biomüll viele Treibhausgase aus.

Wie und wo kann ich selbst aktiv werden?

Veganfreundliche Restaurants findet man online bei Happy Cow.

Der WWF hat zudem die Plattform i-eat4change ins Leben gerufen, auf der sich junge Menschen aus aller Welt mit nachhaltiger Ernährung auseinandersetzen und Events organisieren. Vom 05. bis 06. November 2022 findet auf der Plattform das Online-Event Celebration of Action statt, bei dem mit bereits geglückten Projekten zu nachhaltiger Ernährung inspiriert wird, selbst aktiv zu werden.

Einer der effizientesten Wege, gegen die Klimakrise und den Biodiversitätsverlust vorzugehen, ist, sich weiterzubilden, zu vernetzen und als Multiplikator*in zu wirken.


Titelbild: Claudia Almer