Vom Vollzeit-Carnivore zum Vollblut-Vegetarier

Vom Vollzeit-Carnivore zum Vollblut-Vegetarier

Fakten, Zahlen und Artikel rund um das Thema Essgewohnheiten, genauer Fleischkonsum mitsamt all seinen Auswirkungen auf Umwelt und Klima, gibt es schon zu Hauf. Auch ich kannte sie. Darum entschloss ich mich kurzerhand, vegetarisch zu leben. So von heute auf morgen. Ein Bericht, wie einfach es sein kann und dass man manchmal halt einfach nur machen muss.

Wie es dazu kam

Bild: Silberfuchs auf Pixabay

Dass ich in der Silvesternacht 2018 um 5 vor Mitternacht das letzte Stück Fleisch für die kommenden zehn Monate (und wahrscheinlich noch viel länger) in das brutzelnde Öl des Fondues halten würde, hätte ich mir nie, und meine Fonduefreunde sich wahrscheinlich noch viel weniger träumen lassen- zu gern und zu viel Fleisch aß ich zuvor. 

Schon seit einigen Monaten stieg mein Bewusstsein für die verheerenden Umwelt- und Klimaauswirkungen, die unsere enorme Lust auf Fleisch mit sich bringt. Ich wollte also meinen Fleischkonsum reduzieren und nahm mir nach einigen Gläsern Wein den Neujahrsvorsatz vor, nur mehr Fleisch zu essen, von dessen Herkunft ich wusste. In so einer Nacht mag die Euphorie und der Zauber, der jedem Anfang innewohnt, noch groß sein, doch auch nach dem ersten (und nicht gerade angenehmen) Erwachen des neuen Jahres wusste ich, dass ich eine konsequente und für mich folgenreiche, aber richtige Entscheidung getroffen hatte. Bald merkte ich aber, dass das mit der Herkunft so eine Sache war… Durfte ich ob meines selbstgemachten Vorsatzes das Fleisch von den Kühen meines Onkels essen? Schließlich wusste ich, woher dieses kam. Dass das Fleisch bei österreichischen McDonald’s (angeblich) aus Österreich kommt, wusste ich aber auch. Wo also die Grenze ziehen? Da beschloss ich es mir leichter zu machen als nötig und einfach auf jegliche tierische Weichteile zu verzichten. So einfach ging das.  

Wie es mir erging und ergeht

Nun, 10 Monate nach meinem Entschluss, fühle ich mich physisch nicht schlechter und nicht besser als vorher, stelle keine Unterschiede beim Gewicht fest und fühlte nie wirklich ein Verlangen nach einem Steak oder auch nur einem Stück Speck (als Südtiroler will das was heißen😉). Was bleibt, sind ein paar unangenehme Situationen (erst als Vegetarier fällt einem auf, wie viel Fleisch sich in unseren Gerichten verbirgt! Wer möchte etwa bei einem Krautsalat schon Böses ahnen?) und haufenweise blöde Sprüche und Unverständnis. Besonders oft erlebte ich das in meiner ländlichen Heimatgemeinde, in der der hohe Fleischkonsum so natürlich und seit der letzten Generation so tief verankert ist wie das viertelstündliche Glockengeläut des Kirchturms und der Speck zur Marende dazugehört wie das Amen zum Vaterunser. 

Von „bist du krank?“, „fängst du jetzt auch mit diesem Quatsch an?“, „wie kann man nur so blöd sein?“, „leg dein Zeug auf dem Grill ja weit genug weg von meinem Fleisch“, „ich hielte das keinen Tag lang aus“, „was isst du denn dann jetzt?“, bis hin zu Omas Kommentar „siehst du, äßest du Fleisch, wäre dir das nicht passiert“, nachdem ich mir das Kreuzband gerissen habe, war so ziemlich alles dabei. Vielen Vegetariern und Veganern sind sicher schon dutzende Male ähnliche Kommentare untergekommen, im Nachhinein lässt sich darüber aber eigentlich nur noch schmunzeln. 

Die Wandlung meiner Ernährung 😉

Trotz solcher Kommentare habe ich jeden Tag das Gefühl, und das ist der größte Unterschied, den ich wahrnehme, dass es doch vollkommen richtig ist, was ich mache. Ich weiß, dass ich mit meinem Handeln die Welt nicht retten werde, das war auch nie meine Absicht. Der weltweit steigende,  absurd hohe Fleischkonsum (der in Österreich bei etwa 65 kg pro Jahr liegt (der Standard)) und die unleugbar damit verknüpften brennenden Regenwälder und Landnutzungsänderungen, Überdüngungen und Grundwasserverschmutzungen, Methan- und C02 Emissionen sowie das enorme Tierleiden geben meiner neuen Essgewohnheit doch Berechtigung. Und selbst durch das bloße Nachfragen von Freunden und Bekannten, (man kann nicht glauben, wie schnell sich die Nachricht in den Kreisen meiner Bekannten und Verwandten verbreitete) warum ich denn jetzt Vegetarier sei, denken einige Menschen vielleicht über diese Verlinkungen und die konkreten Auswirkungen ihres persönlichen Handelns nach und ändern gar ihre Einstellung zum Thema Fleischkonsum. Das Ziel meines Handelns hätte ich damit schon erreicht. 

Es muss natürlich nicht jeder/jede gleich wie ich, so total von heute auf morgen Vegetarier*in werden. Wenn aber jede*r seinen Fleischkonsum (schrittweise) reduziert, ist das schon einmal ein Anfang. Denn der Fleischhunger unserer Gesellschaft muss in Zukunft drastisch verringert werden und da muss man sich halt eingestehen, dass man dort zuallererst bei sich selbst ansetzen muss. Ein reduzierter und bewusster Konsum schadet außerdem niemanden, dem Klima nicht und der Gesundheit erst recht nicht. 

Ich wollte mein Vegetarier-Sein nie an die große Glocke hängen. Das ist auch nicht die Intention dieses Artikels. Auch soll er in keiner Weise suggerieren, dass ich besser sei als andere, lediglich meines Fleischverzichts wegen. Er soll aber ermutigen, einfach mal Dinge umzusetzen, ohne lange Gedanken an die Widrigkeiten und die Frage des Wie zu verschwenden. Er soll zeigen, dass Voreingenommenheit und die „Ich könnte das nie“- Einstellung einem Umdenken nicht im Wege stehen muss. Es braucht keinen eisernen Willen und auch keine unglaubliche Selbstdisziplin um Gewohnheiten zu ändern.  Auch ich aß, wie gesagt, unglaublich gern und viel zu oft Fleisch. Sobald das Bewusstsein über den eigenen Konsum allerdings steigt, fällt eine Änderung des Verhaltens nicht mehr schwer. 

Abschließend möchte ich loswerden, dass ich mir durchaus dessen bewusst bin, dass ein langfristiger Ersatz von Fleisch durch andere tierische Produkte keineswegs die Lösung ist. Bis zum neuen Jahr ist es ja nicht mehr lange hin, vielleicht halte ich ja, diesmal um 3 vor 12, das letzte Stück Brot in das Käsefondue und schreibe im November nächsten Jahres, wie es sich als Veganer so lebt. Denn eines habe ich aus den letzten Monaten gelernt: oft muss man halt einfach mal machen.

https://www.derstandard.at/story/2000097111678/fleischkonsum-in-oesterreich-sinkt-leicht-dennoch-deutlich-zu-hoch

Beitragsbild: Philipp Meeh on Unsplash

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