Was hat Klimaschutz mit Rassismus zu tun?

Was hat Klimaschutz mit Rassismus zu tun?

Klimaschutz und Rassismus – was hat das eine mit dem anderen zu tun? Nun, auf den ersten Blick mögen diese beiden Begriffe vielleicht nicht viel miteinander zu tun zu haben. Die Strukturen unserer modernen Welt sind bereits so komplex geworden, dass rassistische Strukturen in unserem Alltag vollkommen verschwimmen. Struktureller Rassismus ist nicht klar ersichtlich, doch das macht ihn nicht weniger wirkmächtig – ganz im Gegenteil. Er wird unsichtbar und daher umso effektiver, da er äußerst selten als Problem erkannt wird. Doch gegen strukturellen Rassismus kann vorgegangen werden.

Struktureller Rassismus

Diese Form des Rassismus beschreibt, dass sich rassistische Strukturen in die Gesellschaft eingeschrieben haben und fest in ihr verankert sind. Es bedeutet, dass rassistisches Handeln in gewissen Kontexten als legitim und „nicht rassistisch“ angesehen wird. Struktureller Rassismus ist daher tief und institutionell verankert. Daher ist es auch äußerst schwer, gegen diesen vorzugehen.

Doch was hat das alles nun mit Klimaschutz zu tun? Betrachten wir doch einmal eine beispielhafte Situation: den nachhaltigen Konsum.

Nachhaltiger Konsum

Nachhaltiger Konsum ist wichtig – darüber lässt sich nicht mehr streiten. Nachhaltig zu konsumieren bedeutet unter anderem nur zu kaufen, was auch benötigt wird, um Müll zu vermeiden und stets auf faire, umweltschonende Produkte zu achten. Wichtig ist das allerdings nicht nur für das Klima, sondern auch, um gegen rassistische Verhältnisse vorzugehen, die bereits tief in der Gesellschaft des globalen Nordens verankert sind.

Ein gutes Beispiel bietet hier die Textilindustrie. Um für die im globalen Norden lebende Gesellschaft billige Kleidung zu produzieren, werden die Produktionsstätten namhafter Labels in Billiglohnländer ausgelagert. Es handelt sich um Marken, die tagtäglich deinen Weg kreuzen, wie H&M, Zara, Primark und viele mehr. Bei den ausgewählten Ländern handelt es sich oft um Länder in Südostasien, wie Bangladesch. Dort werden weltweit am zweitmeisten Textilien produziert, Millionen von Menschen sind in diesem Bereich tätig. Meistens sind es Frauen, da das Nähen von Kleidung noch immer als „Frauenarbeit“ betrachtet wird. Diese Frauen schuften oft 12 Stunden pro Tag ohne Pause für einen Lohn, der kaum zum Überleben reicht. Katastrophale Arbeitsbedingungen werden akzeptiert, da die Arbeiter*innen leicht austauschbar sind. Jobs wie diese sind durchaus begehrt, da sie ein wenig besser bezahlt sind als etwaige Alternativen. Schreckliche Arbeitsbedingungen führten schon in der Vergangenheit immer wieder zu Tragödien, baufällige Gebäude führten immer wieder  zu eingestürzten Fabrikhallen und Großbränden, in denen hunderte Menschen ums Leben kamen. Doch noch immer erregten diese Ereignisse noch nicht genug internationalen Widerstand um eine Veränderung zu bewirken.

Fast Fashion

Die Textilindustrie hat daher doppelt katastrophale Auswirkungen – auf die Umwelt und auf die Menschen. Auf die Umwelt in der Hinsicht, dass all diese billig produzierten Kleidungsstücken für die Fast Fashion Industrie geschaffen sind. Fast Fashion, wie der Name schon vermuten lässt, ist äußerst kurzlebig. In einem Monat der neuste Sommertrend – dann muss die nächste Kollektion her. Fast Fashion wird schneller produziert als sie getragen werden kann, daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Stücke bereits nachdem sie wenige Male ausgeführt wurden, im Müll landen. Die Kleidungsindustrie leistet so einen gewaltigen Beitrag zur Umweltverschmutzung und produziert munter und fröhlich weiter, bevor auch nur ansatzweise klar ist, wohin der ganze Textilmüll verlagert werden soll.

Rassistische Verhältnisse der Textilindustrie

Die rassistischen Verhältnisse in der Textilbranche zeigen sich, sobald bewusst wird, dass es sich bei den Arbeiter*innen in der Textilbranche um people of color handelt. Die Arbeiter*innen haben wenige bis keine Rechte, ihre Arbeitskraft wird strukturell ausgebeutet. Es scheint ein globaler Konsens darüber zu herrschen, dass es in Ordnung sei, Menschen des globalen Südens auszubeuten. Dies führt dazu, dass Menschen des globalen Nordens ein (mehr oder weniger bewusstes) Überlegenheitsgefühl gegenüber Menschen des globalen Südens entwickeln. Diese rassistischen Verhältnisse schreiben sich in unsere Gesellschaft ein und werden durch unser alltägliches Verhalten reproduziert. Jedes Mal, wenn wir uns ein Fast Fashion T-Shirt kaufen, stimmen wir diesem System zu. In dem wir diese wieder wegwerfen und den Müll ebenfalls in den globalen Süden auslagern, verstärken wir das System weiterhin. Daher ist es eine Notwendigkeit, im Kampf gegen die Klimakrise gleichzeitig auch gegen Rassismus anzukämpfen. Denn rassistische Ausbeutungsverhältnisse verstärken die Klimakrise nur noch mehr.

Blicken wir um den Globus erkennen wir, dass überall, wo Abhängigkeitsverhältnisse ein Thema sind, people of color diejenigen sind, die ausgebeutet werden. Weiße Menschen sind nie an diesem Ende der Produktion zu finden. Ob es um die Näher*innen in Bangladesch geht, die Plantagenarbeiter*innen in Costa Rica oder Arbeiter*innen im Bereich des Elektroschrott im Kongo. Alle miteinander wurden in ein System gepresst, das der globale Norden um jeden Preis aufrecht erhalten will. Widerstand gibt es genug, globales Gehör findet er selten. Daher liegt es momentan auf der persönlichen Ebene, gegen genau diese Verhältnisse vorzugehen. Und zwar mit bewusstem Konsum.

Wie konsumiere ich bewusst?*

Die Textilindustrie war nur ein Beispiel des gesellschaftlich verankerten Rassismus in Bezug auf den Klimawandel. Es gibt noch viele weitere Beispiele, die zeigen, dass bewusster Konsum wichtig ist, um dem Klima zu helfen und gleichzeitig rassistische Strukturen, die sich bereits tief in unsere Gesellschaft gefressen haben, zu überwinden. Um dies zu überwinden sind einige Veränderungen nötig. Bewusster Konsum ist Teil dieser Veränderung. Denk nach, woher die Produkte kommen, die du konsumierst. Das mag nicht immer einfach sein, da sich Herkunftsländer bestimmter Produkte durch deren Zusammensetzung um die Welt nicht so einfach ausmachen lassen. Achte auf nachhaltige Labels – Fair Fashion is your friend! Die Theorie sieht noch recht einfach aus: Frage dich vor dem Kauf eines jeden Produktes, ob du die Produktion desselben mit gutem Gewissen unterstützen kannst. Wenn du zum Beispiel in den Supermarkt gehst, dann kann das schon ein wenig schwierig werden, da du natürlich nicht genau nachvollziehen kannst, ob Arbeiter*innen nun für diese Bananen ausgebeutet wurden. Der sicherste Weg ist hier natürlich auf lokale Produkte zu setzen. Diese haben auch keinen langen Weg mit dem Flugzeug hinter sich und wachsen nicht weit von dir entfernt. So hilfst du gleichzeitig, das Klima zu schützen und rassistische Strukturen nicht noch zu verstärken. Hinterfragen, lernen und handeln. Die Aufrechterhaltung dieses Systems hat auch viel mit dir zu tun – doch du kannst dich aktiv dagegen zur Wehr setzen!

*Disclaimer: Dieser Artikel richtet sich an Menschen, die das Privileg haben, bewusst konsumieren zu können. Natürlich muss hier klargestellt werden, dass es auch in Österreich Menschen gibt, denen es finanziell nicht möglich ist, beispielsweise ständig auf Fair Fashion zu setzen. Dieser Artikel richtet sich an diejenigen, die die finanziellen Mittel haben, bewusst konsumieren zu können. Denn sind die Mittel vorhanden, entsteht eine Verantwortung, da man nun die Wahl hat. Wer diese Wahl nicht hat, dem soll im Zuge dieses Artikels natürlich auch kein Vorwurf gemacht werden.

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