Wir leben in Zeiten einer zunehmenden Klimakatastrophe, in einer Welt, die sich auf eine Erderwärmung von deutlich über 1,5 Grad Celsius zubewegt. Jetzt ist es wichtiger denn je, nachkommende Generationen aufzuklären. Wissenschaftler*innen weltweit sind sich einig und liefern ausreichend Material zur Entstehung, dem Status Quo und den Folgen der Klimakrise. Darüber zu unterrichten kann viele Chancen bieten. Klimabildung für alle müsste das Gebot der Zeit sein.
Die sogenannte Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein Kernthema der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (den „Sustainable Development Goals“), zu denen sich die Vereinten Nationen im Jahr 2015 verpflichtet haben. Speziell das vierte Ziel „Quality Education“ beinhaltet unter anderem:
„dass alle Lernenden die für nachhaltige Entwicklung notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, u.a. durch Bildung für nachhaltige Entwicklung, für nachhaltige Lebensweise, für Menschenrechte, für Gleichberechtigung der Geschlechter, durch Förderung einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit, durch Global Citizenship Education und Wertschätzung kultureller Vielfalt und durch den Beitrag der Kultur zu nachhaltiger Entwicklung.“
Schulbildung – ein Privileg
Doch die Umsetzung ist kein Automatismus und Bildung ist ein großes Privileg. Im Jahr 2018 hatten laut UNESCO 258 Millionen Kinder weltweit keinen Zugang zu Bildung. Das entspricht ca. 17 Prozent der Heranwachsenden.
Erst kürzlich hat sich die Situation durch die Corona-Pandemie weiter verschlechtert. Laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF sind weltweit seit ungefähr einem Jahr über 168 Millionen Kinder aufgrund von Lockdowns daran gehindert die Schule zu besuchen. Ihnen allen fehlt wichtiger Unterrichtsstoff sowie die Zeit, diesen nachzuholen.
Die Verantwortung des globalen Nordens
Viele Länder des globalen Südens hatten im Vergleich zu denen des globalen Nordens bereits vor der Pandemie, bedingt durch eine ungleiche Ressourcenverteilung, ein deutlich schlechteres Schulwesen. So sind oftmals nur wenige Schulen vorhanden und diese sind nicht selten schlecht erreichbar. Es fehlt an Lehrpersonal und Schulmaterial. Die Digitalisierung schreitet nur langsam voran. Während Schulen auf der anderen Seite des Globus in der Pandemie auf online Unterricht umsteigen konnten, blieb diese Möglichkeit dem globalen Süden verschlossen. Digitalisierung war nur dort möglich, wo grundsätzlich ein Zugang zum Internet bestand.
Die Hauptverantwortlichen der Klimakrise sind Industrienationen mit einem großen Emissionsausstoß. Gerade deshalb muss Klimabildung in die Schulen. Dort kann sie für informierte Schüler*innen sorgen, die dadurch bereits früher das eigene, aber auch das gesellschaftliche Handeln, reflektieren können. Das zeigt die besonders große Bildungsverantwortung von Schulen und Universitäten.
Wie ist die Lage in Österreich?
In Österreich erstellt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) die Lehrpläne für das Schulwesen. Laut BMBWF sind die Themen Klima, Natur, Umwelt sowie Nachhaltigkeit bereits in den bestehenden Lehrplänen aller Schulstufen enthalten. Mit dem Schuljahr 2023/24 sollen neue Lehrpläne für die Primärstufe und Sekundarstufe I in Kraft treten. Der Bereich rund um Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit soll laufend ausgebaut und aktualisiert werden. Dem BMBWF ist bewusst, dass ein Großteil der Verantwortung der Klimabildung bei den Schulen vor Ort liegt.
„Ziel ist die Entwicklung der Fähigkeit zur kritischen Reflexion und zu systematischem und zukunftsorientiertem Denken, sowie von Handlungsweisen, welche nachhaltige Entwicklung fördern. Schule ist damit mehr als ein Lernort, sie ist auch ein Ort der Bildung.“ (BMBWF)
Das ÖKOLOG Programm
Um eben diesen besonderen Ort von so großer Bedeutung bestmöglich zu unterstützen, gibt es das ÖKOLOG Programm und Netzwerk. Dabei handelt es sich um eine Initiative des BMBWF, mit dem aktuellen Schwerpunktthema „Klima.Wandel.Zeit“, welches noch bis 2023 besteht. Ziel von ÖKOLOG ist eine nachhaltige, ökologische und soziale Schulentwicklung. Integriert sind aktuell 641 Schulen, 13 Pädagogische Hochschulen und eine Bildungsdirektion. Unterstützt werden teilnehmende Schulen unter anderem durch Praxisbeispiele & Projekte, Methodenvorschläge und themenbezogene Links. Beispielsweise werden die Themen bewusste Ernährung, Abfallvermeidung und das Sparen von Ressourcen behandelt.
Es ist zunächst nur eine These, dass wenn Menschen von klein auf Klimabildung genießen, sie automatisch einen Fokus auf Nachhaltigkeit legen. Wohlmöglich wächst ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Planeten und den nachfolgenden Generationen mit ihnen. Ein nachhaltiger Lebensstil könnte die Norm sein, und eine Abweichung davon wäre zu hinterfragen. Es ist sicherlich einen Versuch wert.