Manche Personen hören ihre Lieblings-Songs gerne auf Streaming-Plattformen wie Spotify oder Apple Music. Andere greifen hingegen gerne auf Vinyl-Schallplatten zurück. Doch die beiden Arten Musik zu hören sind nicht nur beliebt. Sie verursachen auch Emissionen. Bedeutet das, dass der eigene Musik-Genuss der Umwelt schadet? Wir haben 3 Fragen und 3 Antworten für dich.
Vinyl-Schallplatten erleben gerade ihr großes Comeback. Immer mehr Menschen greifen auf diese „Vintage“-Art und Weise des Musik-Hörens zurück. Während Vinyl-Liebhaber ihren geliebten Platten wieder Leben einhauchen, steigt auch die Nachfrage nach neuen Modellen.
Aber wie klimafreundlich sind Schallplatten nun? Schallplatten sind aus Polyvinylchlorid (PVC). PVC ist ein Kunststoff, der aus Erdöl hergestellt wird. Und Erdöl ist eine begrenzte Ressource. Laut Forscher*innen der Universität Keele in Großbritannien beinhaltet jede Schallplatte 135 g PVC – die Standard Schallplatte wiegt 180g – und bei der Herstellung fallen 0,5 kg CO2 an. Bei Deutschlands Schallplattenumsatz 2022, der 4,3 Mio. betrug, kommt man dabei auf 2,15 Mio. Tonnen CO2 – der gesamte ökologische Fuß-Abdruck von 400 Personen pro Jahr.
Da Schallplatten jedoch selten weggeworfen werden, sondern eher auf Second-Hand-Märkten oder in den Händen von Sammler*innen landen, ergibt sich dadurch eine vergleichbar geringe Menge an Vinyl-Müll. Aufgrund dessen lohnt sich eine Wieder-Verwertung der Platten nicht. Stattdessen landen sie meist auf Verbrennungs-Anlagen. Bei der Verbrennung von PVC entstehen Chlorwasserstoff-Dämpfe sowie giftige Dioxine, also Chlor- und Kohlenstoff-Verbindungen. Diese können schwerwiegende Gesundheits-Probleme verursachen. Zusätzlich fallen weitere CO2-Emissionen an, da der Kunst-Stoff PVC aus Erdöl besteht.
Geht es auch ohne klimaschädliches PVC?
Green Vinyl Records, eine Kollaboration von acht niederländischen Firmen, möchte Energie-Aufwand und Abfall bei der Herstellung von Vinyl-Schallplatten verringern. Sie setzen dabei auf PVC-freie Vinyls und verzichten auf Chlor und Dampf bei der Pressung.
Auch EvoVinyl von dem britischen Unternehmen Evolution Music ist bemüht, aus der Schallplatte ein menschen- und planeten-freundlicheres Produkt zu schaffen: die weltweit erste Platte aus Bio-Kunststoff. Das Material wird hergestellt aus pflanzlichen Materialien und ist industriell kompostierbar. EvoVinyl hat laut Hersteller eine ähnliche Lebens-Dauer wie herkömmliche Schallplatten aus PVC sowie gleiche Sound-Qualität.
Ist Musikstreaming klimafreundlicher?
Beim Musik-Streaming fällt kein Verpackungs-Müll, kein Transport und kein Entsorgungs-Müll an. Das klingt erstmals vielversprechend? Ganz so einfach ist es nicht. Streaming wirft einige Umwelt-Fragen in Bezug auf Ressourcen, Energie und Elektro-Schrott auf. Musik-Streaming geht mit hohem Energieverbrauch einher. Server wie Apple Music, Spotify und Soundcloud verbrauchen viel Strom. Die benötigten Daten für das Musik-Streaming werden auf den Servern gelagert. Das Verarbeiten, Speichern und Transportieren der Daten sowie das Kühlen der Server erfordert Energie. Auch das geht mit CO2-Emissionen einher. Beispielsweise verzeichnete Olivia Rodrigos Single “Drivers License” im Jahr 2021 mehr als eine Milliarden Streams. Die dabei entstandenen CO2-Emissionen sind vergleichbar mit den Emissionen von 4000 Flügen zwischen London und New York.
Woher kommt der Strom für die Server? Die Strom-Quelle unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter. Laut einem Greenpeace-Bericht bezieht iTunes 83 Prozent seiner Energien von erneuerbaren Quellen. Spotify arbeitet mit einem Drittel weniger. Soundcloud schneidet noch schlechter ab: Nur knapp ein Fünftel ihrer Energie-Quellen ist erneuerbar. Apples Rechen-Zentren haben laut Greenpeace die beste Öko-Bilanz, gefolgt von Google (Musik von Spotify lagert auf Google-Servern).
Was ist jetzt nachhaltiger?
Das hängt von der jeweiligen Nutzungs-Dauer ab. Wenn mir bewusst ist, dass mir ein Album sicher gefallen wird und es nicht sofort in der Ecke oder Müll-Tonne landet, kann ich ohne schlechtes Gewissen in eine Vinyl-Schallplatte investieren. Das ist sicher nachhaltiger, als das Album online rauf und runter zu hören.
Schallplatten sind mit 20-50 Jahren “Lebens-Dauer” außerdem langlebig. Daher ist es leicht möglich, sie Second-Hand zu erwerben. Auch bei den (Groß-)Eltern am Dachboden kann man sicher fündig werden. Um neuere Musik zu finden und sich durch ein paar Genres oder Alben durchzuhören, liegt es dagegen nahe, zu Streaming-Diensten zu greifen. In diesem Fall am besten Songs herunterladen und Musik-Videos vermeiden. Zudem braucht man im WLAN-Netz weniger Energie als mit mobilen Daten.
Und noch ein persönlicher Tipp: Einfach mal zur Gitarre oder Ukulele greifen und selber Musik machen.