„Wir sollten unseren Fleischkonsum reduzieren.“ – „Aber was ist mit dem Verkehr, der stößt doch viel mehr CO2 aus?“. „Man muss mehr auf Öffis umsteigen.“ – „Wozu, wenn China immer noch Tonnen an Kohlenstoffdioxid in die Luft pumpen?“
Die Kunst von einer Aussage mit einer Gegenfrage abzulenken, trägt den Namen „Whataboutism“. Eine Taktik, von der auch Trump während seines Wahlkampfes regelmäßig Gebrauch gemacht hat, wenn er mit einem Angriff auf Hillary kontert und dabei der eigentlichen Frage keine Beachtung schenkt. Diese Methode gibt es schon sehr lange und wird in allen Möglichen Situationen zur Manipulation angewendet. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie nicht zu einem konstruktiven Gespräch beiträgt. Es handelt sich hierbei oft um Entgegnungen oder Aussagen, die nur scheinbar etwas mit dem Ausgangsargument zu tun haben und Verwirrung stiften können.
Wenn wir uns das Beispiel vom Anfang genauer anschauen, hat der Fleischkonsum mit dem Verkehr nur eines gemeinsam: sie sind beide schädlich für unsere Umwelt und passen somit beide zum Thema des Gespräches. Sie haben eine große Relevanz in der Klimadebatte, aber es ist keine Sache von entweder/oder. Es sind einfach verschiedene Aspekte, die ihre eigenen Argumente und Wichtigkeit haben und so direkt eigentlich überhaupt nicht vergleichbar sind. Was der Gesprächspartner hier jedoch bewusst macht, ist dass eigentliche Thema zu übergehen (dafür kann es verschiedene Gründe geben) und für Verwirrung zu sorgen.
Warum ist das jetzt so wichtig?
Vor allem in der Klimadebatten ist es von großer Bedeutung Whataboutism zu erkennen und angemessen zu reagieren. Es gibt niemanden der „perfekt“ nachhaltig lebt, deswegen wird es immer „Whatabout`s“ geben, die man kritisieren kann. Es ist auch einfach ungerecht sowas von jemandem zu verlangen. Außerdem trägt es zur Überforderung mit der Vielfaltigkeit der Krise bei. Jemand der gerade anfängt sich mit Second-Hand zu beschäftigen fängt dann an über andere Facetten nachzudenken (Flugverkehr, Heizen, usw.) und fühlt sich mit der Komplexität der Thematik überfordert und gelähmt, anstatt sich motiviert weiterhin fürs Klima zu engagieren.
Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wie man in so einer Situation passend reagieren könnte. Am besten funktioniert es, die Dinge beim Namen zu nennen. „Hey du lenkst vom Thema ab, es geht eigentlich um diese und jenes!“, „Das hat jetzt nichts mit der eigentlichen Sache zu tun!“ oder „Niemand ist perfekt, meine momentane Baustelle ist…“ können passende Antworten sein.
Ich finde es wirklich wichtig auf ein konstruktives Miteinander zu achten und vielleicht auch bei sich selbst zu erkennen, dass man nicht von jedem perfekt nachhaltiges Verhalten erwarten darf. Anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen und weiter Schuldzuweisungen zu tätigen, ist es doch so viel sinnvoller sich gegenseitig zu motivieren und zu unterstützen. Whataboutism zu erkennen hilft aber nicht nur ausschließlich in Klimadiskussionen, sondern ist in jedem Gespräch hilfreich und kann zu konstruktiverer Kommunikation beitragen, von welcher wir alle dringend mehr benötigen auf dieser Welt!